„Kannst Du da bitte mitfahren ?“ Wenn so eine Frage kommt kann das nur zwei Dinge bedeuten: Derjenige der fragt nimmt an dass derjenige der sonst hinfährt keine Ahnung hat. Oder derjenige der hinfährt fragt selber und weiß, dass das nicht sein Sandkasten ist.
„Ja sicher, kriegen wir schon irgendwie hin, könnte zeitlich aber recht knapp werden“.
Also schacherst Du mit dem doc, damit er die eingeplante grosse Jahresinspektion zwar vernünftig macht, dabei aber weder einschläft noch Dir Schwänke aus seiner Jugend erzählt. Und vielleicht den Ölwechsel und die neuen Zündkerzen weg läßt. Vor allem aber, dass er die Nadelfetischistin nach Hause schickt, die zwar jedes Jahr eine andere Frisur hat, Dir aber jedes Jahr zuverlässig einen anderen Golfplatz in den Unterarm sticht und dann doch ihn ruft um Dir den Saft abzuzapfen.
Sowas kann glücken … und doch schief gehen. Nämlich wenn er Dich beim fälligen Ultraschall Zug um Zug von oben bis unten mit Gleitgel einschmiert, Du als Privatpatient nun jeden Moment die Escortgirls erwartest die er hoffentlich bestellt hat, die aber nicht kommen, und Du anschließend eine gefühlte halbe Stunde brauchst, um die Reste von der Pampe mit einem Kilometer Küchenkrepp wieder loszuwerden. Was Dir natürlich nicht gelingt, und Du Dir vor der Abfahrt also daheim noch schnell Hemd und Hose vom Körper meisselst und die halbe Körperbehaarung verlierst, nochmal duschen gehst, und noch mal das große Sockenmemory spielst.
Also reitest Du mit fliegenden Fahnen eine gute Stunde nach der an sich geplanten Abfahrt vom Hof, und zitierst 250 Kilometer lang Brehms Tierleben, während Du sämtliche Scheinwerfer auf Disco stellst die die Karre nur hat.
Kommst mit nur einer guten halben Stunde Verspätung an … und triffst eine weitere Schwester der Kassiererin im Bioladen … diese Ausgabe arbeitet beim Kunden in spe im Werkschutz. Die bleierne Tasche von „Jaws“ hängt Dir mittlerweile in den Kniekehlen und Du stehst da wie ein hingeschissenes Fragezeichen, während sie auf dem Lageplan nach wie vor den Bau sucht, wo Du hin musst.
An Tagen wie diesen weißt Du hingegen blind wo er liegt … am gegenüberliegenden Ende des Werksgeländes. Vermutlich hat er sogar eine andere Postleitzahl. Also hetzt Du durchs Gelände, findest den angesagten Bau … in dem der Ansprechpartner allerdings seit einigen Wochen nicht mehr sitzt. Nach nur einer kurzen Werksbesichtigung bist Du dann doch dort wo Du hin musst, und begegnest auch dem diesmaligen KAM, der schon ein paar Stunden da ist. Alles scheint perfekt vorbereitet.
Nur etwas kurzatmig baust Du „Jaws“ auf und versuchst, neben Deinen protestierenden Herzklappen mit dem montierten Beamer von 1789 warm zu werden, der dank 27 Videoadaptern der festen Überzeugung ist, der Hintergrund der Anwendung wäre nicht hellblau, sondern pissgelb. Und dass schwarze Querstreifen die Anwendung prinzipiell aufhübschten, zudem wenn sie ein wenig blinkten. Während Du damit kämpfst unterhält man sich über dies und das und Du versuchst einen groben Eindruck davon zu bekommen, wo denn hier bitte Norden sein könnte. Denn auch diesmal hattest Du keine drei Stunden gemeinsamer Autobahnfahrt, um das zu erfahren.
In dem Moment wo Du das ganze Gfrett am Laufen hast ist Dir jedoch eins klar: Du hättest Dir den ganzen Blutdruck sparen können. Den Ölwechsel machen lassen können. Die Zündkerzen. Auf die Escortgirls im dark room warten die vielleicht ja doch noch gekommen wären.
Denn der KAM hatte zwar vermutet dass sie das brauchen könnten was Du hast, dummerweise aber scheinbar nicht danach gefragt. Und Du hältst die kürzeste und unmotivierteste Präsentation aller Zeiten, um Dich die restlichen 115 Minuten über ganz andere Dinge zu unterhalten, die Dich überhaupt nicht interessieren. Um auf dem Rückweg mitten in der rush hour in einer Prozession von LKWs alles das zu sehen, was auf der Hinfahrt nur als verwaschene Schlieren an Dir vorbeigezogen war.
You got to love any day – even today. Und nun werden der Eiswürfel- und der Limettenbestand reduziert. L’Chaim !