Samstag.
Du wachst auf, fragst Dich wer Du bist, schaust dem zerknüllten Gesicht im Spiegel entgegen und setzt die Brille auf … was es nicht wirklich besser macht – im Gegenteil.
Dann schlappst Du in die Küche, um Dir eine Tasse Raketentreibstoff mixen zu lassen … was unter enormem und nervenzerfetzendem Getöse der schweizer Maschine auch irgendwann vonstatten geht. Nur das die Brühe Dir einfach nicht schmecken will, zu kalt ist, und überhaupt geht Dir das Ding schon seit ner gefühlten Ewigkeit auf die Nüsse!
Also Schnauze voll, oft genug drüber gemosert, auf geht’s: wir schieben den Einkaufswagen durch amazon, und schauen und schauen und suchen nach einer neuen Maschine.
Während der Kaffee völlig kalt wird stelle ich fest, das mir das alles nicht recht taugt. Also zermartere ich mir das Hirn wo in der Sahelzone es denn an sich noch einen Elektrofritzen gibt, der nicht grade roter Müllmarkt heißt. Ich muss das Ding sehen, bespielen, und dann vielleicht überlegen zu kaufen. Und endlich fällt Dir einer ein, allerdings in der Nachbarstadt.
Also nicht lange drauf rumgedacht, seufzend ab ins Raumschiff, und rüber da. Huch, kaum ist man mal zehn Jahre nicht da gewesen, schon haben die aus der furchtbaren Garage die das mal war einen richtig respektablen Laden gemacht, cool.
Also schlappst Du in die Abteilung für sauteure kleine Küchengeräte mit Klavierlack, und scannst die Lage. OK, 30 Modelle sind da, da finden wir schon was ohne Klavierlack. Dann passiert etwas völlig ungewöhnliches:
Plötzlich und unvermittelt wirst Du angesprochen von einer wildfremden erwachsenen Frau, die den Anschein macht als hätte sie irgendwie Ahnung vom Thema. Ich glaub man nennt die Verkäuferinnen, aber ich bin mir da nicht sicher – kann mich nicht erinnern zum letzten Mal eine gesehen zu haben. Sonst kenn ich nur irgendwelche Milchgesichter denen ich erklären muss wie so ein Mistding funktioniert und worauf es ankommt.
Während ich Ihr also erkläre was ich alles nicht haben will weil ich es schon kenne, und was ich brauche, kommt sie ins Grübeln, fragt ein paar Sachen, und fummelt dann auf dem Tablett rum, das lacht sie aus, also wackeln wir rüber von ihrem Schminkspiegel zu einem echten PC.
Ich beginne mir bereits die Karten zu legen weil mich urplötzlich das Gefühl beschleicht, das könnte noch teurer werden als gedacht, werde aber überrascht, als es doch grade noch dreistellig bleibt.
Also bissle Rumgeschraube an dem Ausstellungsstück, macht einen guten Eindruck mit wenig Plastik und viel Metall, schaut aus als sollte ich sie im Halbschlaf bedienen können. Dann die Frage ob ich mal einen Kaffee testen könne. Kein Thema, sie hat eine davon rumstehen, das Ding ist flüsterleise – nur der Kaffee schmeckt irgendwie nach Betriebskantine nachmittags um halb fünf. Kann sie aber nix dafür, denn als ich an dem Päckchen Bohnen rieche stelle ich fest: die haben da billigen Schrott reingekippt, nur keine vernünftigen Bohnen.
Noch einen schnellen Check auf dem Mäuseklavier ob der Preis in Ordnung ist, was er tatsächlich ist.
Scheisse. Eigentlich wollte ich ja nur gucken, und eine Ente und Knödel und Rotkraut aus dem Supermarkt des Vertrauens zerren, um das unmittelbare Verhungern morgen abzuwenden … hab ich später dann auch gemacht. Zuvor hab ich allerdings einen Tausender für ne Kaffeemaschine ausgegeben. Und das Scheissteil daheim die Treppen hochgewuchtet. Denn der Nachteil von wenig Plastik und viel Metall ist scheinbar, dass das Ding schwer wie Blei ist. Macht Sinn.
Ganz Techniknerd hab ich natürlich die mitgelieferte buchdicke Gebrauchsanweisung nicht gelesen und versucht solange irgendwelche Knöppe zu drücken, bis das Ding anfängt das zu tun was es soll. Und siehe da, keine fünf Minuten später hatte ich – nach Absolvieren des obligatorischen initialen Reinigungsprogramms – einen richtig ordentlichen Cappuchino in der Hand. Selbsterklärend – fand ich richtig geil. Die zeigt Dir im Display was wo hin muss, und wenn sie mault dann unaufdringlich. Und sie wird seltener nach Bohnen jammern, weil überraschenderweise mehr als sieben Bohnen reinpassen. Schönen Gruß an die Schweizer, guckt Euch das mal an: Ein Bohnenbehälter aus dem nicht beim Reinkippen die Hälfte sich in der Küche auf dem Boden verteilt, stark, oder ?
Dumm nur, dass ich nach meinem Reihentest der neuen Maschine vermutlich erst nächsten Mittwoch das nächste Mal werde schlafen können. Und das obwohl ich am Montag schon auf den Dodenstreifn ™ muss, um dort eine Woche lang im Dreck zu wühlen, und mich seufzend an meine neue Kaffeemaschine zu erinnern, während ich morgens die Hotelplörre in mich reinkippen muss um auf Betriebstemperatur zu kommen …
Na gut, ist halt so, Du weisst ja Du hast ein beschissenes timing. Aber immerhin hast Du jemanden der den schweizer Kaffeepresslufthammer haben will, yay. Ist doch auch schön.