a life less ordinary ?

the egghead diaries


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Falsche Berufswahl

Der capt’n weiß, er hätte was gescheites lernen sollen. Luftmatratzenaufbläser, Endlosetikettenumspuler, Gurkenbieger, Pflanzenbesprecher. Alles respektable Berufe, die bescheidenen Luxus erlauben.

Aber er hat einen neuen Favoriten. Im nächsten Leben wird capt’n Spamfilter.

Sein Spamfilter hat allein heute

  • drei mal eine Million Pfund Sterling in der britischen Lotterie gewonnen (Kleingeld in einer komischen Währung, mit dem er sich schon lange nicht mehr abgibt)
  • die Bank of Africa (BOA) in Burkina Faso hat seine 10,5 Mio. US-Dollar gefunden
  • die Afircan Development Bank (ADB) in Burkina Faso hat seine 10,5 Mio. Dollar gefunden
  • die Society General of Banks (SGBB) aus Burkina Faso hat heute sogar zweimal seine 10,5 Mio. Dollar gefunden.

Und alle haben keinen Schimmer, wo sie die Schubkarren voller Kohle abstellen sollen. Des capt’ns Spamfilter rotiert schon den ganzen Tag, um diese krummen halben Millionen irgendwie loszuwerden, die verstopfen den ganzen Geldspeicher, seit Jahren lässt er sich maximal noch auf 1-Mio-Banknoten ein, egal in welcher Währung, alles andere nimmt zu viel Platz weg.

Sein wohlhabender Spamfilter hat natürlich auch die Möglichkeiten, mit seinem Vermögen den Bedürftigen zu helfen, ein Anliegen, das dem capt’n wichtig ist.

Zum Beispiel der armen Nicole Moses Akumi, gebürtig im Tschad, jetzt wohnhaft in – richtig! – Burkina Faso, deren Vater beim vielversprechenden Graben nach Kalkstein (?) in einer Goldmine (?) in Sierra Leone, also nebenan, vor Langeweile und Frustration gestorben ist, aber trotzdem ein blitzgescheites Mädel gezeugt hat, das Medizin studiert.

Oder der armen Veronica Yak aus dem Sudan, die wortreich das Ableben ihres Vaters beklagt, der am Freitag, dem 2. Mai 2008 bei einem Flugzeugabsturz umgekommen ist und die nach fast drei Jahren noch immer nicht weiß, wohin mit den 5,6 Mio. US-Dollar (schon wieder so eine windschiefe Summe).

Und wer könnte die arme, gebeutelte Jenny Kipkalya aus Kenia vergessen, die ihren Vater am 10. Juni 2008 bei einem Flugzeugabsturz verloren hat (2008 war zugegeben ein schlechtes Jahr für die afrikanische Luftfahrt, sie verlor in diesem Jahr fast ihre halbe Flotte) und nach Burkina Faso gezogen ist, um die 8,5 Mio US-Dollar loszuwerden, wozu sie natürlich auch Hilfe benötigt.

Afrika ist wirklich ein gebeutelter Kontinent. Sie haben dort nichts. Kaum noch Flugzeuge. Nur Sand. Und alpenhohe Berge von US-Dollars, die alles derart verstopfen, dass sie es loswerden müssen. Man kann keinen toten Schimpansen über dem Kopf wirbeln, ohne einen sorgsam aufgeschichteten Stapel US-Dollar umzureissen, es ist tragisch.

Der capt’n muss dringend mit dem grossen Kürbis reden. Seine Wiedergeburt als Stehlampe war zwar an sich schon fest eingeplant, aber als wohltätiger Spamfilter wird er im nächsten Leben die Weltherrschaft nach spätestens zwei Wochen klargemacht haben.


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Es gibt Tage, die gehen unentschieden aus

Und es gibt Tage wie heute, die gehen in den fünften Satz, im tiebreak steht es gefühlt 41 zu 41, der Schiedsrichter ist bewusstlos vom Stuhl gekippt, die Zuschauer gegangen, der capt’n hat Aufschlag, aber er kriegt das Telefon einfach nicht mehr hoch.

Die Wecker tun ihre Arbeit, doch der capt’n ist bereits wach. 1:0
Es ist zu früh, die Fussbodenheizung im Bad noch aus, kalte hax’n. 1:1

Der capt’n hat Kaffee.
Aber keine Milch mehr.

Die Rechnungen sind geschrieben und rausgegangen.
Die Post von der Steuerberaterin ist doch keine Lottogewinnankündigung, sondern eine Steuervorauszahlung.

Drei Projekte in der Liste haben einen Haken dran.
Die Projektliste weist fünf fehlende Angebote aus, die der capt’n machen muss, während er das sechste einträgt.

General Silberlocke ruft an und erzählt, das ungeliebte Projekt könnte doch noch kippen.
Aber er hat es mit seiner 300-jährigen Erfahrung als Vertriebsmann gerettet. *sigh*

Frau Hosenanzug ruft an und bestätigt den Termin für den wirklich letzten Feinschliff am Freitag.
Im Nebensatz hat sie ein Budget offen, das der capt’n bitte abwickeln soll.

Die facility managerin stellt erhöhten Stresslevel beim capt’n fest und ist weitgehend unsichtbar.
Kurz vor Ende der fünf Minuten angestrengten Nachdenkens über ein wirklich kniffliges Problem schaltet sie den Staubsauger des Grauens an.

Der verschobene Termin Nummer 1 ruft an und ist nicht so ungehalten wie befürchtet.
Aber er will es heute gerne noch haben.

Beim Kinderarzt unter ihm ist kein Impftag.
Dafür gruppentherapeutisches Nägel-in-die-Wand-hauen.

Der verschobene Termin Nummer 2 ruft an und fragt freundlich nach dem Befinden.
Eigentlich kündigt er aber nur an, gleich im Anschluss das Postfach mit Spezifikationen zu fluten die bearbeitet werden müssen.

Dem capt’n fehlen seine Prime Rib Steaks und er geht eins kaufen.
Er vergisst die grünen Bohnen.

Der verschobene Termin Nummer 3 ruft nicht an.
Der capt’n ist unkonzentriert und nimmt die falsche Kurzwahltaste. Hallooo.

Der capt’n findet endlich das Kabel um seinen MP3-Player im Auto anzuschliessen.
Der MP3-Player selber ist mittlerweile auf der Flucht.

Die Tage werden wieder länger.
Des capt’ns Haare auch, aber Renate hat keinen Termin frei.

Die Röcke werden wieder kürzer.
Die verfügbare Zeit auch.

Spielabbruch wegen einsetzender Dunkelheit.

 


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Es bleibt schwierig

Auch nach einem Tag des verbalen Hickhacks auf austretenen Pfaden tue ich mich schwer damit, eine festgefügte Ansicht jetzt zu ändern, genau wegen der Hysterie, der als pseudowissenschaftlicher Information verkleideten Meinungsmache, und der zur Schau gestellten Bornierheit derjenigen, die es schon immer besser wussten und nur lange genug auf ihren Aufwind warten müssen, um endlich mal wieder recht haben zu können.

Ich war immer ein Befürworter der Kernkraft, weniger aus Überzeugung und Fortschrittsglaube, sondern aus der Tatsache heraus, das mir niemand eine für mich akzeptable Alternative bieten konnte, die eine längerfristige Perspektive aufweist, und uns nicht in die ernergietechnische Steinzeit zurück katapultiert. Für mich war es daher immer eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera, das Zweitbeste ist des Drittbesten Feind.

Ich halte es für absurd zu behaupten dass, wenn uns alle 25 Jahre ein AKW um die Ohren fliegt dies beweist, dass diese Technik prinzipiell unbeherrschbar ist. Solche Diskussionen führen wir seit der Erfindung des Feuers und jede Technik war solange unbeherrschbar, bis sie durch die Lehren aus vielen Unfällen hinreichend sicher gemacht wurde. Und wenn jeder mal ehrlich ist, seit wir aus den Baumkronen gestiegen sind, lernen wir ausschliesslich auf diesem Weg. Wer das zynisch finden mag, sollte vielleicht noch mal darüber nachdenken und einen casualty count inzwischen akzeptierter Technologien durchführen.

Andererseits ist unbestreitbar, dass es hier nicht um eine falsch geschnittene Hecke geht, sondern um langfristige massive Beeinträchtigungen, die lokal gesehen irreparabel sind. Das ist eine andere Qualität, die Vergleiche massiv erschwert. Und dies ist das zur Zeit einzig tragfähige Argument dagegen – wir können mit den Folgen noch nicht umgehen, wenn uns so ein Ding auskommt. Sie fühlen sich subjektiv schwerwiegender an als der Nutzen bis zu dem Tag, wo es uns ausgekommen ist – und das man dies leider nicht quantifizieren kann ist für mich das Hauptproblem der Diskussion, jeder wertet subjektiv.

Und nur dieses Argument schürt die Zweifel in mir, das wir vielleicht doch nicht nach nur wenigen GAUs kurz davor sind diese Technik zu beherrschen, sondern noch weiter entfernt als erhofft. Und bis dahin vielleicht besser darauf verzichten sollten, so gut es geht, und nur moderne Versuchsreaktoren betreiben, bis wir das in ein paar Jahrzehnten besser im Griff haben.

Auch als Befürworter würde ich mich daher in eine Demonstration einreihen – wenn sie aus Leuten besteht, die ihre Zweifel über ihre Meinung stellen können und noch einen Rest Argumentationskraft besitzen, mit dem sie wenigstens ein Mauseloch beschreiben können, durch das wir alle in die atomstromfreie Zukunft gehen könnten. Nur eine solche ist bislang nicht angekündigt worden. Und die bisherigen Demonstrationen verbieten mir jede Teilnahme, ich wähle aber Samstags auch nicht am Stammtisch den nächsten Bundestrainer.

Wo also hängt meine Fahne ? Bin ich dafür oder dagegen ? Ich bin ein Freund einfacher Lösungen, das macht es so schwierig, weil so einfach ist das hier nicht. Ich fühle mich nicht vertreten von den üblichen verdächtigen Interessengruppen, und lehne einige davon sogar mit Inbrunst ab.

Normalerweise würde ich sagen, ich bin mal wieder anders als die anderen Kinder. Nur irgendwas sagt mir, dass lächerlichen 50.000 Demonstranten in Stuttgart ein paar Millionen gegenüber stehen die genau so dagegen demonstrieren würden … wenn nur die 50.000 Waldorfschüler zur Abwechslung mal zuhause bleiben und die Klappe halten würden.

 


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Eine Stunde … mehr oder weniger

Technik ist unzuverässig, das hat der capt’n heute gelernt.

Ganz früher scherte es kein Schwein, ob er seine Uhr zur Sommerzeitumstellung eine Stunde vor oder zurück stellte. Er kam am Montag drauf einfach zwei Stunden zu früh oder zu spät, um allen Diskussionen aus dem Weg zu gehen.

Später dann hatte er sich gemerkt, wie er die Uhren umstellen musste. Er hatte sogar irgendeine unfehlbare Eselsbrücke dafür. Und oft bleib er bis nachts um zwei wach, um seine Uhren eigenhändig umzustellen.

Dann begann die Zeit, als das Fernsehen Tage vor der Zeitumstellung anfing, die Zoobewohner zu befragen, in welche Richtung sie denn die Uhr umstellen würden. Angesichts der Antworten und insbesondere der Begründungen vergass der capt’n mit der Zeit seine unfehlbare Eselsbrücke, und kam die folgenden Jahre am Montag drauf wieder zwei Stunden zu spät oder zu früh.

Kurz darauf begann er, mit Technik gegen die Dämlichkeit der Welt anzukämpfen, und ersetzte sämtliche Uhren im Haus durch Funkuhren. Diese Investition wurde über mehrere Jahre gestreckt – die Bundesbahn hat rund 122.000 Uhren, der capt’n gefühlt nicht wesentlich viel weniger. Und so kam er wieder pünktlich.

Als der capt’n heute morgen aufwachte, lief sein Fernseher im Schlafzimmer. Offenbar war die Dokumentation auf Phoenix gestern doch nicht so interessant gewesen, wie er angenommen hatte.

Die vom Sender oben links eingeblendete Uhr zeigte 7:57. Der capt’n machte die Kiste aus, zeigte sich und der Welt den Vogel, drehte sich um und vergrub sich erneut in den Kissen.

Gerade als er wohlig grunzend die korrekte Position des Gesichts auf dem Kopfkissen gefunden hatte, um die vorhandenen Schlaffalten mit den Kissenfalten zur Deckung zu bringen – wer will schon beim Aufstehen wie ein gegrilltes Steak mit Grillrostmuster auf der Backe aussehen – ertönte infernalischer Lärm, als der funkuhrbetriebene Radiowecker, das funkuhrbetriebene Telefon, der funkuhrbetriebene Rechner und die funkuhrbetriebene Stereoanlage ihr vielstimmiges Crescendo vollführten, um dem capt’n mitzuteilen es sei nun neun Uhr, und er möge seine faltigen Backen gefälligst aus dem Bett rollen.

Der capt’n machte erneut den Fernseher an. Es lief nach wie vor Phoenix. Und auch dort war es plötzlich neun Uhr. Bei den Öffentlich-Rechtlichen haben sie vermutlich einen manuellen Zeitumsteller mit Gewerkschaftsausweis, und bei den Randgruppensendern kommt der jedesmal erst später vorbei um an der Uhr zu drehen, weil er sonst Nachtzuschlag verlangen könnte.


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Wie ein Kamel in der Wüste

Einzelzellen, Hutschachteln, damit kann der capt’n sich abfinden, wenn er auf Inbetriebnahme ist. Aber er ist der Überzeugung, dass ihm dienstgradmässig hervorragender Kaffee zusteht.

Nun ist Kaffee ein schwierig zuzubereitendes Genussmittel und – sind wir ehrlich – hierzulande können wir es nicht, und wir werden es auch nie lernen.

Früher, als der capt’n noch flexibler war, da liess er sich noch gerne überraschen, was die jeweiligen Küchenchefinnen oder Sekretösen bei den Kunden wieder zusammengerührt hatten um es in Tassen abzufüllen. Da war der capt’n aber auch dicker, denn das meiste was sie ihm vorsetzten war nur geniessbar, wenn man es eins zu eins mit Kondensmilch versetzte, und drei, acht bis zwölf Löffel Zucker rein rührte. Ohne diese Aufbereitung war das Zeug entweder zum Füllen von Schlaglöchern oder Erschrecken von längst Verstorbenen zu gebrauchen.

Jahrelang versuchte der capt’n, subtil ein Minimum an Kaffeequalität durchzusetzen. So liess er unter anderem die Hotelchefin am Dodesstreif’n ™ ihre eigene Plörre probieren mit der Folge, dass er dort seit Jahren ungefragt morgens statt einer Thermoskanne mit Teer eine Tasse mit herrlichem italienischem Kaffee aus der privaten Maschine der im obersten Stock wohnenden Eigentümerin bekommt. Und es ist ihm ein Vergnügen, die sich verbiegenden Gesichter der anderen Frühstücksgäste zu beobachten, die weiterhin den Unkrautvernichter aus der Thermoskanne trinken müssen.

Nun ist das Frühstück aber nicht alles. Und der capt’n ist daran gewöhnt, über den langen Tag verteilt drei oder vier Vogelbäder voll zu leeren, seine Kameltreibergene sind zwar nach aussen hin unsichtbar, aber nichts desto trotz dominant.

Und so griff er früher gerne mal zum liebevoll zubereiteten Abbeizer beim Lieblingskunden und liess sich überraschen, wie lange dieser schon auf der Warmhalteplatte eingekocht war. Als seine Magenschleimhäute vor Jahren begannen, ihm böse Briefe zu schreiben, stellte man dort um auf automatische Kannenzubereiter mit Pumpsystem.

Mit diesem System wurde der capt’n nie wirklich warm. Zwar fehlte die Überraschung, wie furchtbar der aktuelle Inhalt der eingekochten Brühe diesmal war – der Kaffee schmeckte ab jetzt immer gleich grenzwertig. Allerdings hatte der capt’n dieses unheilige Karma, immer die fast leere Kanne zu erwischen, und statt eines Schwungs schwarzen Wassers einen Spritzer und einen feuchten Furz in seine Tasse zu giessen, weil die Pumpkanne wieder mal leer war und nur noch unappetitliche Geräusche von sich gab. Oder die Kanne zu erwischen, die von der Nachtschicht noch übrig war.

Und so stieg er auf Tee um. Er hatte nie gedacht, dass Tee so ein komplexes Thema sein könnte … Wasser, Beutel, Zeitgefühl, das sollte doch zu lösen sein. Aber er hatte die Rechnung ohne die Küchencheffinnen gemacht. Diese hatten nämlich nicht nur den Cheftee, von dem sie diesem jeden Morgen eine Kanne voll ins Büro stellten, sondern sie sassen auch noch auf einer Lastwagenladung von in Beutel gefülltem Kuhdung, den sie unter die Leute bringen wollten, und von dem sie speziell für den capt’n auch noch jeden Tag eine Kanne voll brauten und in die Küche stellten.

Nun ist Kuhdung ein Tee, der nicht zwingend 30 Minuten und mehr ziehen muss. Im Gegenteil, je kürzer er zieht, um so besser, und am besten ist er, wenn der Teebeutel das Wasser gar nicht berührt.

Erschwert wurde alles durch die Tatsache, dass der Teeverbrauch des capt’n fürsorglich aber genauestens kontrolliert wurde. Seine Kanne würde nie leer werden, das war nach dem ersten Tag schon sonnenklar. Aber was willst Du tun, wenn man Dich besorgt fragt: ‚Sie haben ja heute nicht mal die halbe Kanne getrunken?‘

Er konnte nicht erklären, dass er zwar versucht hatte, die Brühe mangels Büropflanzen tassenweise im Männerklo zu versenken, sich aber komisch dabei vorkam, ständig mit einer vollen Tasse aufs Klo zu rennen und mit einer leeren zurück zu kommen. Und er konnte auch nicht erklären, dass er mindestens eine Tasse immer würde aufheben müssen da er sonst Gefahr liefe, dass man ihm wohlmeinend noch eine komplette Kanne davon auftischte.

Und so soff der capt’n zwei Wochen lang dem Chef dessen Kanne leer, während er die restliche Zeit damit verbrachte, den Kuhdung aus der Küche tassenweise zu entsorgen, sobald keiner hinsah. Seinen restlichen Flüssigkeitsbedarf deckte er abends im Hotel per Druckbetankung an der Bar.

Nun ist er wieder zuhause. Und glockenwach. Er hat heute sieben Vogelbäder Kaffee nach zweiwöchiger Abstinenz getrunken. Er wird vermutlich gegen Mittwoch das nächste mal schlafen können.


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Dirty diary

Nach zwei Wochen tagsüber in einer Einzelzelle, und zwei Wochen nachts in einer Hutschachtel mit Dusche, befürchtet der capt’n, sich auf dem Weg ins heimische Bad zu verlaufen. Er ist nun schon zweimal versehentlich in die Küche gegangen. Was ihn satt gemacht hat, aber nicht sauber.

 


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Another Spaghetti-Incident

Willkommen beim Seminar ‚Chargenverfolgung für Randgruppen‘. Mein Name ist castagir. Ich weise darauf hin, dass Anwesenheitspflicht herrscht und ja, dieses Thema wird in der Prüfung dran kommen.

[Geek-Content]

Was also ist Chargenverfolgung ? Chargenverfolgung ist ein bisschen wie Spaghetti.

Stellen wir uns einen Autohersteller vor. In jedes Auto kommen vor der Auslieferung 5 Liter Sprit.

Lehramtstudenten und Hausfrauen ersetzen ab hier Benzin durch Zucker, Autohersteller durch Bäcker, Autos durch Kekse, und Tanks durch Zuckerdosen. Achja, und Zucker ersetzen sie bitte durch Chilipulver.

Gut. Jeden Tag kommt also ein Tanklastzug vom Benzindealer ins Werk und pumpt 25.000 Liter in einen grossen Tank, in dem schon zigtausend Liter drin sind, die an anderen Tagen geliefert wurden.

Nun haben Flüssigkeiten die unangenehme Eigenschaft, sich komplett zu vermischen, wenn man sie aufeinander kippt, wohingegen Feststoffe sich nur in dem  kleinen Bereich mischen, in dem sie aufeinander liegen. Sobald die Charge von heute also im Tank ist, kann man die 25.000 Liter von heute nicht mehr sicher zuordnen, denn jeder Liter, den man ab jetzt aus dem Tank nimmt, wird ein paar Tropfen der heutigen Charge enthalten.
Und mischungstechnisch sind selbst von der Charge, die vor 3 Monaten gekommen war, noch ein paar Tropfen im Tank. Das ist ein bisschen wie Homöopathie, auch da gehört viel Glauben dazu.

Zum Glück wird der Tank ab und zu wirklich leer, restlos. Weil einer gepennt hat, oder weil der Tank gereinigt werden sollte oder der Lieferant sich verfahren hat, egal warum. Ab diesem Zeitpunkt kann man die Historie der ganzen vermischten Chargen endlich vergessen, und mit der nächsten Lieferung baut sich eine neue Historie auf.

Normalerweise werden für jeden neu gebauten Wagen 5 Liter aus dem Tank geholt. Das ist einfach. Weil aber die Wege zwischen Tank und Produktionsbändern so lang sind, werden ab und zu sagen wir 1000 Liter aus dem Tank geholt, und am Produktionsband in einen grossen Vorratsbehälter gegossen. Und jeder neu gebaute Wagen bekommt seine 5 Liter aus diesem Vorratsbehälter … bis dieser leer ist und aus dem Tank nachgefüllt werden muss.

Nun kommt der Benzindealer und sagt: ‚Du Autohersteller, sorry, aber in der Charge von vor 2 Wochen war ein bisschen Zucker drin, hat uns das Labor gerade gemeldet.‘

Und der Autohersteller denkt sich: ‚Scheisse, Zucker im Benzin ist nicht gut, die Autos muss ich zurückrufen. Aber in welche Autos habe ich das Zeug denn reingekippt?‘

Im einfachsten Fall denkt er: ‚Hmm, naja, in alle, die ich seit dem Zeitpunkt der Lieferung gebaut habe.‘

Das stimmt aber nicht, denn weil es noch die ganzen Vorratsbehälter an den Produktionslinien gibt, wurden viele Autos eine Zeit lang noch aus denen versorgt, obwohl im grossen Tank schon eine Mischung aus vielen Chargen (und ein bisschen Zucker) war. Also gibt es einen ganzen Haufen Autos, die zwar nach der Anlieferung der Fehlcharge Benzin gebaut wurden, aber garantiert nichts davon abbekommen haben. Die man natürlich auch nicht völlig umsonst zurückrufen will.

Und dann gibt es natürlich noch die Autos, die in der Zeit an den Produktionslinien gebaut wurden, in die aber gar kein Benzin kommt, sondern Diesel, der nicht betroffen ist.

Und natürlich die Produktionslinie für Montagsautos, an der völlig egal ist, wie viel Zucker im Benzin ist, die Karren springen so oder so nicht an.

Und dann gibt es an der einen Produktionslinie den Vorratsbehälter, der mal für Diesel, mal für Benzin benutzt wird, und keine Sau kümmern die drei Tropfen Benzin in der Ladung Diesel, und gereinigt wurde er das letzte mal kurz nach Erkaltung der Erde.

Ab diesem Moment haben Erbsenzähler, Finanzbeamte und der capt’n ihre Erfüllung gefunden. Denn sie alle sind Spaghetti-Liebhaber und man sieht sie mit knurrendem Magen und wildem Blick vor einem gigantischen Buffet stehen.

Sie lieben es, in einem Schwimmbad voller Nudeln zu stehen, eine kleine Gabel in der Hand, und die erste Nudel langsam aufzurollen.
Was sie begrenzt mögen, sind die unterschiedlichen Saucen, die ins Schwimmbad gekippt werden, weil irgendwem noch eingefallen ist, dass da ja noch die hauseigene Tankstelle für Dienstwagen ist, die auch Sprit aus dem Tank abgibt, und dass da noch … .
Was sie kaum mögen, ist die Materialwirtschaft, die eigentlich alles weiß, in der Du aber immer Handstände machen musst, um all den Wahnsinn in eine Reihenfolge zu bringen ohne etwas wegzulassen und ohne zu viel Überflüssiges einzuschliessen.
Was sie aber hassen ist, wenn sie gerade einen Knödel von zwei Zentner Nudeln auf die Gabel gerollt haben, ihnen noch ein Zentner fehlt um satt zu werden, sie im Hirn und auf acht Zetteln die Eckdaten notiert haben und verzweifelt versuchen, das alles im Zaum zu halten … und dann klingeln die Jesusjünger im Tweedkostüm und wollen mit ihnen über Gott reden.

Grosser Kürbis, Du hast eindeutig zu viel Zeit, Unsinn zu machen. Und der capt’n hat Hunger und kommt nicht zum essen. Als Hausaufgabe arbeiten Sie bitte die Umsetzung obiger Anforderung auf eine Bäckereifilialkette mit angeschlossenen Kaffees aus. Abgabe ist in vier Stunden. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

Achtung: Dieser Beitrag kann Spuren von Nüssen enthalten.


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Oh how I like mondays

15:45. Der capt’n bereitet sich nach einem seltsam ereignisarmen Montag darauf vor, bald Feierabend zu machen und bereitet Eiswürfel für den gigantischen Screwdriver vor, den er abends zu geniessen gedenkt.

15:46. Das Telefon klingelt, eine Stunde Autobahn ist dran. Alpha oder Beta, einer der beiden rachitischen Server, hat sich als Türsteher verkleidet und lässt keinen mehr rein.

15:50. Der capt’n schaut remote drauf. Alpha ist friedlich. Beta hat beschlossen, dass FTP und WWW böse sind und startet nicht mal mehr die entsprechenden Dienste. „Es ist kein Fehler aufgetreten. Wenn dieser Fehler bestehen bleibt, verständigen Sie die Systemadministration“. NT4 sorgt doch immer wieder für einen Lacher, tätäää.

16:00. Der capt’n versucht, blitzartig eine geniale Eingebung zu bekommen. Und er fragt sich, warum der grosse Kürbis ihm ausgerechnet an Rosenmontag auf den Tisch kacken muss.

16:30. Der capt’n telefoniert um sich. Eine Eingebung ist am Horizont nicht zu sehen, er schnappt sich Notebook und Notfallkoffer und entert das Raumschiff.

18:15. Eine Stunde Autobahn heisst Eindreiviertelstunden Autobahn, wenn man ausgerechnet in der rush hour hin muss.

18:20. Üblicherweise begrüsst den capt’n in solchen Fällen ein Eichhörnchenfurz auf dem Parkplatz des Werkgeländes, weil jede andere Maschine stillsteht. Heute ist aber Rosenmontag, und die ganze Fabrik lärmt fröhlich vor sich hin. Sie ist prima mit sich selber beschäftigt – dass sie jeglichen Kontakt zur Aussenwelt verloren hat, ist der Spätschicht prinzipiell wurscht. Das Verständnis für des capt’ns Abschalten der Anlage hält sich daher in engen Grenzen, ihnen würde es reichen, wenn erst die Frühschicht deswegen auf die Fresse fällt.

18:45. Der capt’n gräbt Sicherungen von 2009 aus. Sie ähneln grob dem aktuellen Stand. Er beschliesst, Betas Daten zu kopieren.

19:45. 12.500 von 45.000 Dateien sind kopiert. Beta orgelt fröhlich vor sich hin. Der capt’n rechnet hoch, dass ihm das zu lange dauert und beschliesst, dass 2009er Daten im Moment unwichtig sind.

20:15. Beta hat 19.500 von 20.000 Dateien kopiert, als er krepiert und nur noch Konfetti erbricht. Der capt’n seufzt. Er startet einen Dateivergleich. Dieser ergibt, dass zwischen 0 und 20.000 Dateien unterschiedlich sind, weil Betas Platten eigentlich nur noch ‚helau‘ sagen, ansonsten aber zu nichts mehr zu gebrauchen sind, während er aber weiterhin frohgemut vor sich hin werkelt und das Werk mit dem bedient, was noch im Speicher ist.

21:00. Die fehlenden Dateien werden für unwichtig erklärt, was kopiert ist, muss reichen, schliesslich ist das System fehlertolerant. Die Spätschicht würde gerne weiter arbeiten, der capt’n gerne testen ob der kopierte Kram auf Betas Zwilling wirklich ausreicht. Man einigt sich darauf weiter zu arbeiten als der capt’n – natürlich vollkommen aus Versehen – den zentralen Dienst auf Beta abschiesst und so doch zu seinem Test kommt, weil nun eh Stille herrscht.

21:05. Betas Doppelgänger meckert lautstark beim Hochfahren, lässt sich aber dazu überreden, auch mit einem nur fast vollständigen working set zu arbeiten. Auch ist er wesentlich weniger zickig in Bezug auf FTP- und WWW-Dienste.

21:30. Die Herrscherin des SanduhrAnzeigeProgramms wird von ihrer Faschingparty geholt, bevor sie sich vollständig unter den Tisch geschossen hat, und versucht nun statt einer Polonaise, Aufträge in die Produktion einzulasten. Was wider erwarten auf Anhieb funktioniert. Die Spätschicht, die sich gerade auf eine längere Pause eingestellt hatte, wird von den Hockern geholt und ins Werk geschickt.

21:45. Alles funktioniert. Der Beweis wird angetreten, als das erste Fahrzeug erfolgreich das Werksgelände befährt. Es war zwar statt eines 40-Tonners nur ein Golf mit einem Anhängerchen, der unter der Last einer einzigen Palette bedenklich quietscht, aber Lieferung ist Lieferung.

22:00. Der capt’n veranstaltet in der Raststätte an der Autobahnauffahrt eine Polonaise mit dem anwesenden Verkaufspersonal, beschafft sich einen Eimer Kaffee, und fährt dann heim.

23:30. Daheim angekommen stellt er fest, dass Eiswürfel nur dann Eiswürfel werden, wenn man sie ins Eisfach stellt. Lässt man die Schalen auf dem Küchentisch stehen, wird das Wasser nicht fest genug.

23:45. Ein Rosenmontags-Drambuie schmeckt auch.


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Interruptus

Wenn der capt’n gelangweilt ist, nimmt er eine Sonntagsschwangerschaft und frisst sich einmal quer durch sein kaltes Orakel. Er hält das für einen guten Plan. Denn würde er Bus fahren, würde ihm immer ein Sitzplatz angeboten werden. Und Essen findet nach wie vor in der Gesellschaft mehr Akzeptanz, als wenn er seine Pumpgun durchlädt und Amok läuft. Was ihm aber auch Spass macht.

Allerdings hat er noch Probleme, seinem Magen die Sonntagsschwangerschaft wirklich nahe zu bringen.

Denn auch wenn ein Menü aus Vanille-Pudding, einem zweiten Gang aus Thunfischsalat und einer (wirklich unterirdischen) Sachertorte als Dessert  auf den ersten Blick wie ein kulinarischer Gnadenhammer wirkt, des capt’ns Magen steht derartigen Genüssen nach wie vor zwiespältig gegenüber, vielleicht ist er bezüglich der Familienplanung einfach noch nicht soweit.

Was den capt’n schweren Herzens dazu zwingt, die Schwangerschaft erneut abrupt zu beenden. Der Kühlschrank ist aber eh weitgehend leer, aus Tomatenmark, Himbeermarmelade und einem Glas Essiggurken lässt sich auch mit viel Phantasie kein vernünftiges Menü mehr zaubern. Wobei er auf Essiggurken gerade Appetit hätte, hmmm.