a life less ordinary ?

the egghead diaries


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Du kummst hier nit rein

Jeder in Michelland kennt den Frust einen youtube-link anzuclicken, und nur das dumme rote Gesicht zu sehen, das verkündet „tut uns leid“.

Und auch facebook-Nutzer haben’s oft mal schwer, wenn die site an der Baumschule geblockt ist. Gut, wer facebook nutzt, macht sich prinzipiell um Dinge wie Datenschutz wenige bis null Gedanken – denn beides schliesst sich einfach aus. Aber vielleicht gibt es ja einen versteckten Sinn es haben zu müssen, der sich nur mir nicht erschliesst.

Proxys zu installieren mit denen man so etwas umgeht, ist hingegen nach wie vor nicht hausfrauenkompatibel. Und auch die diversen plugins für die verschiedenen browser haben oft den Charme von Bananensoftware, die erst noch reifen muss. Was also tun wenn man da sitzt und jammert: ‚ich willlll abäää‘ ? Oder mal wieder am Arsch der Welt sitzt und den PC vor der Nase nicht komplett vermüllen darf ?

Ein Weg unter vielen ist http://www.hidemyass.com/youtube-proxy/. Das ist eine website, die einen US-Proxy bereitstellt. Ist die Seite down oder mal wieder schneckenlahm weil rappelvoll (passiert gern, wenn ComputerBILD, Brigitte oder Bäckerblume mal wieder so einen Artikel featuren), dann steht unter http://www.privax.us/ eine Liste mit Ausweichsites zur Verfügung.

Aktueller Testfall sind zwei LineRider-Tracks unterlegt mit Songs von ‚Good Charlotte‘. Und genau die beiden will der capt’n grade sehen ohne sich einen abzubrechen. Weil er zwar den Player einstecken, die Sennheiser-Q-Tips aber im Büro hat liegen lassen.

www.youtube.com/watch?v=TWoO7uhVVgg

il.youtube.com/watch?v=CNt22k2U9Uo

 


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Watson, sag mir wo Toronto liegt

Ein Computer gewinnt bei Jeopardy haushoch gegen menschliche Mitstreiter. Und das Erstaunen der Menschen im ersten Moment wird sofort reflexhaft überlagert durch ein rechtfertigendes ‚aber er kann nicht fühlen‘.

Ihr habt noch immer nicht gelernt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und Euch regiert die Furcht.

Seht Euch um. Für wie viele Fragen eines Tages sind Gefühle hilfreich und unverzichtbar, für wie viele eher hinderlich, und faktenbasierte Entscheidungen wären besser ? Denkt man kurz darüber nach findet man Beispiele für beides und es ist zweitrangig, welche der beiden Arten von Fragen die Mehrheit darstellt.

Welche Antworten sind aber wichtiger, diejenigen, die ich nach Schema F finden kann sobald ich genug Informationen habe, oder diejenigen, wo meine Intuition, das Abwägen, das Bauchgefühl eine Rolle spielen ?

Mit ziemlicher Sicherheit letztere. Ich gehe zum Beispiel ins Ballett auch wenn ich absolut keine Lust dazu habe, wenn meine Partnerin es liebt. Weil ich dafür Frieden habe und anschließend Sex kriege. Eine Maschine würde entscheiden ‚Ballett hat Dich nie interessiert, auf Sat1 kommt Fussball, also scheiss auf Ballett‘, nur ein Beispiel dafür, wo sie rettungslos unterlegen ist.

Faktenbasierte Entscheidungen betreffen meist weniger wichtige Bereiche und wir müssen dringend lernen, die wichtigeren von den unwichtigeren zu unterscheiden. Es war noch nie erstrebenswert auf Fakten- oder Herrschaftswissen stolz zu sein um banale Fragen beantworten zu können. Einstein sagte nicht umsonst

‚Wissen heisst wissen, wo es geschrieben steht‘

ein Ausspruch der mehr Inhalt hat als seine Formel zur Äquivalenz von Masse und Energie, die jedes Kind auswendig kennt, und nicht versteht.

Bislang jedoch war es so, dass aktenordnerverschlingende know-it-alls sich überlegen fühlen durften. Niemand konnte ihnen schlüssig nachweisen, dass es meist weniger auf Fakten als auf das Verstehen und Abwägen ankommt, und spätestens im Bereich der Allgemeinbildung konnten sie sich stolz in einer zweifelhaften Überlegenheit sonnen.

Nun jedoch gibt es nach eher exotischen Bereichen wie Schach einen wirklich interessanten Bereich, wo eine Maschine im Vorteil ist. Was den ganzen Klugscheissern das Wasser abgräbt, die nie etwas wirklich verstanden sondern es nur auswendig gelernt haben. Und es ist nur natürlich, dass sie sich bedroht fühlen, das passiert bei jeder aussterbenden Art.

Statt uns zu fürchten, dass eine Maschine per ‚brute force‘ den banaleren, simpleren Teil der Antworten schneller und besser finden kann als wir sollten wir uns freuen, dass es trotz aller Wissenschaft und technischer Anstrengung ein Stück unnachahmlicher Einzigartigkeit im Menschen gibt, die elektronisch eben nicht nachzubilden ist, bevor wir nicht gelernt haben, sie überhaupt erst einmal zu verstehen.

Bis es soweit ist, darf eine Maschine mich meinetwegen gerne dabei berichtigen, welches der längere Fluss oder der höhere Berg ist, dass Friedrich der Grosse 1786 gestorben ist, und dass ein Hühnerei durchschnittlich 53 Gramm wiegt. Ich werde mich dabei gerne auf sie verlassen und bin dankbar, mir solchen Mist nicht mehr merken zu müssen.

Die Frage des Balletts werden wir jedoch auf unabsehbare Zeit noch selber beantworten … und höchstwahrscheinlich mitgehen. Weil wir letztlich alle nur das Eine wollen, und es eben meistens um die wichtigen Dinge geht.


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Tipp-Ex

Das Problem abgekupferter Arbeiten ist nicht neu. Neu ist lediglich die mangelnde Sorgfalt. Früher hat man einen Lohnschreiber gekauft, der Absätze aus Büchern abschrieb – wer das Buch nicht kannte, dem fiel nichts auf. War der Schreiber gut, formulierte er den Gedanken um und jeder Verdacht war abstreitbar.

Das Buch von früher ist das Internet von heute. Es ist nicht schwierig thematisch passende Publikationen zu finden, und deren Texte abschnittsweise zu übernehmen.

Nur die Kopiervorlage dient gleichzeitig als Kontrollinstanz. Längst gibt es Software, um deckungsgleiche aber auch inhaltsähnliche Passagen in wissenschaftlichen Arbeiten automatisch aufzuspüren, in dem man sie mit Publikationen vergleicht. Und sie werden genutzt, von Dozenten, die Hausarbeiten und Ausarbeitungen kontrollieren. Verdächtige Passagen werden binnen Sekunden hervorgehoben und können gegebenenfalls genauer überprüft werden.

Diplom- und Doktorarbeiten berechtigen zum Führen eines Titels. Und sie machen nur einen Bruchteil der Dokumente aus, die man mit diesen Methoden auf (fehlende) Eigenleistung vorprüfen kann.

Wieso ist dann keine deutsche Universität in der Lage, ausgerechnet diese wichtigsten Arbeiten zumindest oberflächlichst zu überprüfen ? Wie kann eine angesehene staatliche Universität so weltfremd sein, solche Zeitbomben durchzuwinken, wenn doch auch dem Einfältigsten klar sein muss, dass selbst ein Minderbemittelter solche Recherchesoftware bedienen kann, und dass jeder Hilfsschüler 100 von 100 echten Übereinstimmungen als solche erkennen kann, wenn sie markiert werden ? Wo liegt der Sinn viele vergleichsweise unwichtige Hausarbeiten zu kontrollieren, ausgerechnet die handvoll wichtiger Arbeiten aber nicht, so dass erst ein gelangweilter oder gebildeter Leser zufällig feststellt ‚hoppla, das habe ich doch schon mal gelesen!‘ ?

Nur seit zwei Wochen finde ich nirgendwo auch nur einen Halbsatz der den Universitäten nahelegt, sie sollten doch bitte endlich mal ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und das Geschreibsel ihrer Doktoranden querlesen, bevor sie ‚orgasmus maximus‘ draufschreiben und ihn bei der Verteidigung durchwinken. Stattdessen kann der Dekan sich vor die Presse stellen und mitteilen, ‚…man hätte nach Überprüfung festgestellt … würde aber die Kriterien der Überprüfung nicht öffentlich machen‘.

Wir pfuschen mal wieder am Symptom herum, statt an der Krankheit. Wer sich darüber aufregt, dass jemand die gegebenen Möglichkeiten nutzt, der muss sich fragen lassen, warum er nicht längst etwas dagegen unternommen hat, neu ist das Thema schon seit 15 Jahren nicht mehr.

Einer deutschen Universität die auf diese Weise einen Dokturhut verleiht, gehört beim Nachweis mangelhafter Sorgfalt die Lehrberechtigung für diese Fakultät entzogen, der Doktorvater von C4 auf C1 zurückgestuft, der Dekan gekündigt. Qualität will aber niemand ernsthaft haben, selbst wenn sie nichts kostet, weil nämlich niemand jemandem wehtun will und sich alle in dem Kantinenbetrieb deutscher Hochschulausbildung prächtig eingerichtet haben.

Relativiert wird der Aufruhr nur dadurch, dass ein Doktortitel vor 25 Jahren noch wertvoll war, heute aber kaum noch mehr als die Tinte für die Abkürzung auf der Visitenkarte wert ist. Im Gegenteil, heute kann man berechtigt annehmen, jemand der einen Doktortitel führt und nicht Mediziner ist, hat eindeutig zu viel Zeit an der Uni verbracht, statt in der freien Wildbahn zu lernen, wie der Hase wirklich läuft.

Was ist nun aber mit der Person, die diesen medialen Aufruhr verursacht hat?

Für mich ist er erstmal einer von vielen. Ich habe eher eine Aversion gegen Haargel als gegen alten Adel, und in der falschen Partei ist für mich sowieso jeder Politiker.

Inwieweit ein Verteidiungsminister eine Vorbildfunktion erfüllen sollte, wenn sämtliche anderen prominenten Berufspolitiker jeglicher Schattierung dem selben Stall von Karrieristen und Populisten entstammen, das vermag ich nicht zu beurteilen.

Meiner Ansicht nach sollte er dies. Meine Ansicht gründet sich aber ausschliesslich darauf, dass es sich um eine prominente Person handelt, deren Handlungen wahrgenommen und vielleicht nachgeahmt werden. Prominenz ist jedoch eine Eigenschaft, die auch herumhurenden Fussballern und Regierungschefs, sektenangehörigen Schauspielern, viermal geschiedenen Ex-Kanzlern, koksenden und pornodrehenden Celebrities, betrügenden Schiedsrichtern, kinderschändenden Bischöfen und 100 anderen Berufsgruppen zu eigen ist.

Und in diesem Konzert muss man sich schon fragen wie schlimm es denn wirklich ist, wenn jemand versucht auf der Abkürzung einen wertarmen Titel abzustauben, der ihm nicht zusteht.

Sollte er zurücktreten ?

Eine Straftat hat er nicht begangen, dafür sorgt das nicht umsonst so wachsweiche deutsche Auslegungsrecht. Und der Kratzer im Lack ist vergessen, sobald Berlusconi die nächste 14-Jährige vögelt oder Paris Hilton total bekifft ihren Pudel im Teich ersäuft. Er kann fest auf das miserable Gedächntis der Medienkonsumenten vertrauen.

Ob er eine moralische Verpflichtung haben sollte abzutreten, das sollen Leute entscheiden, die sich  moralische Standards leisten können. Ich fände es irgendwie schön, wenn es einer mal machte – aber nicht, weil ich so ein moralischer Mensch wäre. Aber ich habe auch Verständnis dafür wenn er sich sagt, der Sturm ist ohnehin bald vergessen, also kann ich auch weiter machen.

Er war dumm genug, sich erwischen zu lassen. Und naiv genug nicht zu wissen, dass seine exponierte Stellung nur ein klein wenig mehr Sorgfalt erfordert hätte. Das enttäuscht mich, denn ich hatte gehofft, er sei cleverer.

Das werfe ich ihm vor, das nehme ich ihm übel. Sonst aber nichts.

 

Edit sagt am 25.02.: Huch, kaum wartet man zwei Wochen, fragen tatsächlich die ersten in Bayreuth nach, wie deppert man denn als Uni so sein kann.


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Frohlocket

Der grosse Kürbis scheint zur Zeit ungewöhnlich friedlich zu sein … zumindest steckt er momentan keine Nadeln in kleine castagir-Puppen.

Er hat es tatsächlich so eingerichtet, dass der capt’n den Rosenmontag doch nicht auf dem Dodesstreif’n ™ verbringen und weitere Hirnzellen opfern muss. Und hat damit auch den Rest des Kalenders massiv entzerrt.

By the way grosser Kürbis, nicht dass ich unzufrieden wäre, aber eine kleine Sache wär‘ da noch: Was muss ich tun, damit Du die Heizung endlich mal hochdrehst ? Schummriges Licht ist ja schön und gut, aber mach doch die grosse gelbe Lampe mal wieder richtig an, ich friere mir hier echt die Eier ab.

Egal, eine ganze Woche gefunden ! Geronimooo … haltet den Flieger an, ich will mit, Sandförmchen und Pass habe ich immer am Mann, den Rest kann man am Ziel besorgen.


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Hallo Computer ?

Filme haben eine gewisse Faszination für den capt’n. Er kennt die meisten Filme, die wöchentlich auf allen Sendern wiederholt werden, in- und auswendig.

Das heisst, er kennt nur die Dialoge. Sein Fernseher läuft hauptsächlich als Geräuschkulisse, und die zyklisch auftauchenden Werbeblöcke erlauben ihm sowohl eine geregelte Verdauuung wie sie auch dafür sorgen, dass er jeden Tag genug trinkt. Zusehen tut er hingegen eher selten, er hört lieber Fernsehen.

Nach so vielen Jahren bebilderten Hörfunks kennt der capt’n natürlich viele Filme. So viele, dass er vielen Idiotien des Alltags sofort einen Film zuordnen kann, in dem ähnlich seltsame Dinge passieren.

Heute hatte er einen flashback zu ‚Star Strek: Zurück in die Gegenwart‘. Er musste kurz nach dem Titel suchen, er hatte irgend etwas wie ‚Star Trek: Am Arsch der Welt‚ oder ‚Star Trek: Vollidiot Ahoi‘ in Erinnerung, er wusste aber noch, das ein etwas dicklicher Scotty 20 Zentimeter vor einem Computer stand und in die Maus sprach um den Blechotto dazu zu bringen, irgendetwas magisches zu tun, oder zu explodieren, oder was auch immer. Und es spielten Wale mit.

Wie kam es dazu ?

Der capt’n erhielt Post von der Spasskasse. Diese schickt ihm alle paar Monate Berge von Kontoauszügen zu, meist drei oder vier recht volle Umschläge, die er nicht braucht weil die Steuertante sie eh hat, die er aber abheftet. Und zwischendurch bombardiert sie ihn mit Werbung für so wichtige Dinge wie Kreditkarten die er schon besitzt, oder den Knax-Club.

Nun sortiert der capt’n seine Post recht rigoros, was er direkt als Werbung erkennt fliegt ungeöffnet in den Papiermüll. Dieser Brief war jedoch anders, darin enthalten war etwas, das der capt’n vor dem Öffnen für ein kleines Geschenk hielt. Nach dem Öffnen war er schlauer, die Pappnasen haben doch tatsächlich auf chipTAN umgestellt und ihm ein Reiser-SCT geschickt.

Der capt’n seufzte. Scheisse. Auf den Sockeln seiner beiden screens liegen – neben der Kristallmaus und dem Notfallkondom – schon mehr als genug TAN-Generatoren, um diverse VLANs, Remote-WANs oder sonstiges Nabelschnüre zu wichtigen Kunden absichern zu können, und er hat sie längst mit Eddings beschmiert um sie auseinander halten zu können. Nun also noch ein kleiner roter Taschenrechner von der Spasskasse. Und der capt’n gibt bereits heute ein Vermögen dafür aus, ständig winzig kleine Batterien in allen Formen und Farben verfügbar zu haben, falls eins dieser Gerätchen mangels Saft ihm den unsichtbaren Stinkefinger zeigt. Natürlich braucht das Luder der Bankaffen wieder andere.

‚Eine Kurzanleitung kommt mit getrenntem Schreiben‘ stand als letzter Satz auf dem Anschreiben. Der fehlende Punkt am Satzende deutete dezent darauf hin, dass da noch was fehlt, vielleicht der Halbsatz ‚, nur leider wir sind zu dämlich, und haben diese Kurzanleitung zum Mars geschickt statt zu Ihnen.‘ oder ‚, und wir sind ja helle Köpfchen, daher haben wir sie zu dem übrigen Müll dazu gepackt, mit dem wir Ihren Briefkasten fluten und den Sie immer gleich in die Tonne kippen.‚ Man weiß es nicht.

Also nahm der capt’n sein Kästchen, steckte eine seiner EC-Karten rein und versuchte seine erste Überweisung damit. Nach der Eingabe der Daten in die Bankingseite empfing ihn ein psychedelisch blinkendes Muster auf dem Bildschirm sowie die Aufforderung

‚Halten Sie den Scheisskasten bitte vor Ihren Bildschim und lesen Sie die TAN ab.‘

Häh ? Der capt’n hielt … und hielt .. und hielt ..

‚Übertragung abgebrochen‘

Hmm. Er brachte die Pfeile auf dem Gerät mit den Pfeilen des psychedelischen Bilds auf dem Screen zur Deckung, indem er das Bild verkleinerte.

‚Übertragung abgebrochen‘

Er kippte das Kästchen leicht schräg. Ihm wurde der Arm lahm.

‚Übertragung abgebrochen‘

Er wechselte den Arm und kippte weiter.

‚Übertragung abgebrochen‘

Er kippte das Kästchen fast in die Waagrechte. Nun musste er allerdings aufstehen um abzulesen, was auf der Anzeige steht, sollte dort tatsächlich irgendwann einmal etwas anderes kommen als ‚Übertragung abgebrochen‘.

Und tatsächlich, eine TAN erschien, die sich der capt’n blitzartig merkte um sie dann einzugeben. Heureka.

So tippt er also ab jetzt im Sitzen seine Überweisung ein, fummelt seine EC-Karte aus der Brieftasche, steckt sie in den Taschenrechner, drückt den magischen „F“-Knopf (wofür steht das „F“ eigentlich, für „Fucked By Spasskasse“ ?), steht dann auf, streckt den Bauch raus, sagt ‚Hallo Computer‘, hält das Kästchen vor den Screen, vollführt eine Drei-Achtel-Verbeugung – nicht aus Freundlichkeit, sondern um den Scheiss noch ablesen zu können -, merkt sich die Zahl, und tippt sie dann möglichst unfallfrei – im Sitzen – dort ein, wo sie hin soll.

Grandiose Geschichte, ganz grosses Kino. Wenn Gene Roddenberry das auch so gemacht hätte, wäre Star Trek vierzehn Stunden lang geworden, aber der hatte es gut.

Dass wir zwei Kriege verloren haben wundert den capt’n seit heute überhaupt nicht mehr, Ihr Hornochsen von der Spasskasse habt beidemale nur vergessen die Kurzanleitung rauszuschicken. Welcher Hirntote hat denn diesen Dünnschiss verbrochen ? Habt Ihr Arschlöcher eigentlich den Hauch einer Idee, wie lange dieser Mist dauert ? Und ist Euch schon mal in den Sinn gekommen dass es Leute gibt, die unterwegs sind, und die in Zukunft nicht morgens im Halbschlaf statt nach

Brieftasche, Schlüsselbund, Handy, USB-Stick, Feuerzeug, Kippen, Kaffeebecher

nach

Brieftasche, Schlüsselbund, Handy, USB-Stick, Feuerzeug, Kippen, Kaffeebecher, Spasskassenkasten

fahnden wollen, bevor sie das Haus verlassen ? In spätestens fünf Jahren werden Männerhandtaschen wieder schwer in Mode kommen, wenn das so weiter geht.

Früher hatte er zwei TANs in der Brieftasche, um notfalls schnell mal von wo auch immer das zu tun, was man gelegentlich tun muss, nämlich Überweisungen an Orten ausführen, an denen es alles gibt, nur keine Spasskassenfiliale. Und was war schlecht daran ? Hätte ein böser Bube rausgefunden zu welchem Konto die TANs passen, und hätte er die Zugangsdaten erraten die nirgendwo stehen, und hätte er den capt’n vorher umgehauen um an dessen Brieftasche zu kommen nachdem er die Zugangsdaten aus ihm rausgefoltert hat, dann hätte er es verdient gehabt, etwas nach Timbuktu zu überweisen. Denkt doch mal an die armen Kleinkriminellen, wovon sollen die denn jetzt leben ? Sollen die alle auf Masseur umschulen, weil Millionen Kunden ab jetzt eine Verbeugung vor ihren Blechotto machen müssen und sich das Kreuz verrenken ?

Ach, gäbe es im deutschen Recht doch nur einen Paragraphen, um den Arschlöchern eine Rechnung für den Zusatzaufwand an Zeit schicken zu können, die er mit so einem Mist verbringen muss, und die jede Überweisung jetzt länger dauert. Der capt’n würde bis zu den rotberockten Helden des BGH ziehen um die Kohle einzutreiben. Nun wird er den Scheisskasten wieder hinbringen und sagen er will SMS-TANs.

Damit er bald nur noch ‚Hallo Handy‘ sagen muss, wenn er eine simple Überweisung autorisieren will. Nachdem er eine Stunde mit der vermutlich genauso idiotischen Technik gekämpft hat. Wofür ihm aber aus dem Stand kein passender Film einfällt. Er muss daher jetzt dringend fernsehen.


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Oh Jott, de Zuch kütt

Der capt’n ist ein ambivalenter Karnevalist. Noch nicht lange, sondern erst, seit er vor rund 30 Jahren mit nach NRW umziehen musste, und seinen ersten Tag in dem fremden Land ausgerechnet an Weiberfastnacht erlebte, das natürlich auch an seiner neuen Schule exzessiv begangen wurde, hat er ein kleines Trauma. Franken sind auch heute keine großen Karnevalisten, aber Anfang der 80er wussten sie nicht mal wie man das schreibt.

Als er abends heimkam und Mutter ihn fragte wie der erste Tag am neuen Gymnasium denn so gewesen sei, antwortete er nur ‚Die sind hier alle komplett verrückt, ich will nach Hause!‘, rannte die Treppen hoch, und schmiss die Türe zu.

Umso mehr wunderte er sich, als er am nächsten Tag weder alle zehn Meter geküsst, noch mit Schnaps abgefüllt wurde. Rückblickend glaubt er, sein unauslöschlicher Eindruck bezüglich der Wankelmütigkeit von Frauen könnte schon damals geprägt worden sein.

Der nächste Schock ereilte ihn in Köln, als er ein paar Jahre später nichtsahnend einen Bekannten besuchen wollte … am Rosenmontag. Zwar war er zu dieser Zeit schon soweit sozialisiert worden um zu wissen, dass die Kölner prinzipiell ein Rad ab haben, aber zwischen einem Rosenmontagsumzug im Fernsehen und der Realität am Kölner Hauptbahnhof gab es trotz allem gewaltige Unterschiede. Er besuchte den Bekannten nicht. Wo er bis Aschermittwoch genau war, ist bis heute nicht restlos aufgeklärt.

Später zog es ihn zum Studium wieder zurück ins Land der Franken. Als er sich dort sein erstes Auto kaufte, wollte er einige Tage später „nur“ mal in die Stadt, als beinahe-Fahranfänger in einer Stadt die nur aus Einbahnstrassen besteht ohnehin ein mutiges Unterfangen. Dabei zusätzlich hinderlich war, dass beide Übergänge über den Regnitzgrund gesperrt waren, denn es war … Rosenmontag, und die Franken konnten mitterweile Karneval buchstabieren.

Zwar waren die Umzüge mit gefühlt drei Wagen eher überschaubar. Die bayerische Polizei war aber dermassen alarmiert, dass sie vermutlich am liebsten die Landesgrenzen abgeriegelt hätte. Der capt’n weiß genau, dass er an diesem Tag nicht in die Stadt kam. Seither hat er jedoch ein profundes Strassenverständnis bezüglich sämtlicher Vororte.

Die ungezählten Jahre, in denen der capt’n vor verschlossenen Ladentüren stand, weil er am Rosenmontag Hunger hatte, die örtlichen Brötchendealer aber vermutlich auf einem der drei Karnevalswagen sassen und Krapfen unters Volk warfen, haben nicht dazu beigetragen, sein Karnevalstrauma zu beheben. Auch der monumentale Absturz auf einer Rosenmontagsparty an der Uni hat zwar eine Menge Hirnzellen ertränkt, aber die falschen, sein Karnevalstrauma erwies sich als resitent auch gegenüber tödlichen Mengen Alkohols.

Karneval und der capt’n, das passte nie richtig zusammen. Und das wurde auch nicht wirklich besser, als der capt’n Ende der 90er das erste mal geschäftlich in die Nähe des Dodesstreif’n ™ fuhr. Denn an einer der ersten Nächte vor Ort war dort Rosenmontag. Und Rosenmontag auf dem Dodesstreif’n ™, das ist wie Karneval im Quadrat, nur dass die Mädels dort deutlich mehr vertragen und bei weitem hemmungsloser waren. Selbst als Mittdreissiger der nicht allzu viel ausgelassen hatte, staunte der capt’n nicht schlecht, woanders muss man dafür einen Haufen Lose kaufen und hat trotzdem selten die freie Auswahl aus dem oberen Regal.

Er wollte eigentlich nach einem langen Tag abends nur etwas essen, ehrlich. Bis er jedoch der Meute von 30-40 schreienden Frauen in der Kneipe erklärt hatte, dass er wirklich nicht der bestellte Stripper sei, hatte er ein Köstritzer in jeder Hand, Möpse waberten vor seinen Augen und er hatte alle Mühe, sich auf sein Essen zu konzentrieren was nicht einfach ist, wenn eine fast nackt Limbo mit dem Karnevalsprinzen tanzt und die Trommelfelle vom vielstimmigen viergestrichenen C der restlichen Hühner malträtiert werden, die sie anfeuerten, sobald sie auf den Rücken fiel.

Das letzte woran er sich erinnert ist, dass  später die Tür der mit einigen Dutzend Frauen, dem Karnevalsprinzen und dem capt’n  hoffnungslos überfüllten Kneipe aufging und auch noch ein halber Spielmannszug in Puschelkostümchen hereinkam. Das nächste was er weiß ist, dass er morgens ohne Hosen in einem Hotelzimmer aufwachte, das sich relativ zügig nicht als seines herausstellte – hauptsächlich deshalb, weil neben ihm eine wildfremde Frau lag, zugedeckt mit den Resten ihres Puschelkostüms, und in der Dusche eine weitere sass, und schlief. Auch er selber fühlte sich nicht wirklich erholt, erkannte aber im Spiegel die blutunterlaufenen Augen, und er bekam auch das blöde Grinsen den ganzen Tag nicht aus dem Gesicht.

Damals markierte er für alle Zukunft Rosenmontag als wiederkehrenden Termin im Kalender.

Eben sah der capt’n eher zufällig in seinen Kalender, und ihm fiel der blutrot markierte Tag auf, der sich von unten in Sicht geschoben hatte. Er kann nicht mal ahnen, was sie heuer an Rosenmontag auf dem Dodesstreif’n ™ veranstalten könnten. Aber er weiß, dass er es herausfinden wird. Denn er reist am 6. an.


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Goofy meets Hello Kitty

Der capt’n mag Kerzen. Wenn er irgendwo eine Kerze in einer beliebigen Schattierung von rot rumstehen sieht, nimmt er sie mit.

Nun ist der capt’n nicht unbedingt der filigrane Typ – was bedeutet, dass seine Kerzen selten unter einem Pfund wiegen. Und er ist auch eher der vergeistigte Typ, sodass er schon einige Pfund vom Tisch auf den Fussboden geflossenes flüssiges Wachs aus seinem Teppichboden gebügelt hat, wenn er mal wieder stundenlang in die Screens gestarrt hatte.

Er ist zwar mittlerweile recht geübt im Rausbügeln von Wachs, trotzdem hat es keine Chance, sein neuer Sport zu werden, es geht einfach zu sehr auf die Knie – übrigens der gleiche Grund, warum er seinerzeit das Priesteramt ausgeschlagen hat.

Also hat der capt’n seit Jahren einen Kerzenuntersetzer. Ursprünglich handelte es sich um den Untersetzer eines monumentalen Bonsais, und man sah ihn in der Baumschule ziemlich überrascht an als er mitteilte, er wolle nur den A4-grossen porzellanenen Untersetzer haben, während sie den windschiefen Zwergbaum getrost behalten könnten. Er wollte aber genau diesen Untersetzer weil dieser einen Rand hatte, der zumindest den ersten Liter Wachs würde auffangen können, falls der capt’n mal wieder nicht aufpasste.

Auf diesem Untersetzer steht seither ein halbes Dutzend kindskopfgrosser Kerzen. Normalerweise auf dem Couchtisch. Dank des neuen schwarzglasigen Coutischs seit kurzem rechts auf dem Schreibtisch. Dank des latenten Platzmangels auf einem 2,40er Schreibtisch allerdings meistens auf der Wendeltreppe in die Bibliothek das Büro die unpraktischste Abstellkammer der Welt.

Letzten Dienstag noch hatte er den Kopf geschüttelt, als die Facilitymanagerin auf dem Weg nach oben mit dem Staubsauger einige Kerzen abgeräumt und im Wohnzimmer verteilt hatte.

Heute früh, als er einen Kubikmeter Papier vor der Brust die Treppe hinunter stolperte, kam ihm das oberste Buch des Stapels aus, polterte die Treppe runter … und er warf den ersten strike des Tages, auf der Treppenstufe stand nur noch der leere Kerzenuntersetzer.

Kaum hatte der capt’n sie alle wieder eingesammelt musste er erneut nach oben. Diesmal blieb er mit seinen Quadratlatschen an dem überstehenden Untersetzer hängen … der nächste strike war perfekt, begleitet vom ohrenbetäubenden Beifall Getöse des wild klappernden Untersetzers.

Der capt’n erkannte blitzartig, dass die Treppe scheinbar ein suboptimaler Abstellplatz für grossformatige Kerzenarrangements zu sein schien, und schleppte das Teil – nach dem erneuten Aufsammeln der Kerzen – wieder zurück zum Schreibtisch.

Wie die Batterie so da stand fiel ihm auf, dass ausgeschaltete Kerzen komisch aussehen, also machte er sie an. Er brauchte pro Kerze ein Streichholz, weil sie so tief eingebrannt waren, dass er sie nur mit spitzen Fingern und in Windeseile anzünden konnte. Und er verbrannte sich auch nur beide Zeigefinger und Daumen dabei.

Erschöpft und verbrannt wandte er sich der Arbeit zu. Als er zwei oder drei Stunden später den Blick hob, hatte sich der Kerzenuntersetzer bereits rentiert, er war randvoll mit ausgelaufenem, mittlerweile halb erkaltetem Wachs. Einige seiner inkontinenten Kerzen hatten sich einen neuen Ausgang auf halber Höhe geschaffen, durch das sie sich entleerten.

Der capt’n war einen Moment lang sehr zufrieden mit sich. In genau diesem Moment lief die Schale über. Die daneben liegenden Notizen und Kopien seiner letzten Besprechung sahen urplötzlich aus, als hätte das Hello-Kitty-Monster sich darüber erbrochen.

Reflexartig zog er die Papiere weg .. und verteilte das tropfende Wachs auch über Maus und Tastatur, die nun auch ein Hello-Kitty-Dekor aufweisen.

In diesem Moment beschloss der capt’n, eine kurze Auszeit zu nehmen. Während der Auszeit fiel im auf, dass die Kerzen nunmehr stark störend flackern – kein Wunder, wenn die Flamme von einem handbreiten Wachsring umgeben ist. Problem erkannt, Problem gebannt, und der capt’n knackte den Ring der ersten Kerzen. Die dritte Kerze war störrisch, ihr Wachsring war zu dick um sich mit zwei Fingern zerbrechen zu lassen.

Der capt’n beschloss, die Kerze aus der Schale zu nehmen und ihr mit Gewalt zuleibe zu rücken. Dieser Versuch war erfolgreich … sieht man davon ab, dass sie fest mit dem inzwischen erkalteten Wachsbad verschmolzen war und den erfolgreichen Versuch, sie daraus zu befreien damit quittierte, den restlichen Inhalt flüssigen Wachses ruckartig quer über den Hello-Kitty-Tisch und den Hello-Kitty-Fussboden zu verteilen.

Der capt’n steht nun vor zwei Alternativen, von denen ihm keine wirklich gefallen will.

Er kann wieder mal Unmengen von Wachs aus seinem Teppichboden bügeln. Als reformierter Druide und angesichts des Nebels draussen ist er sich aber nicht sicher, in welcher Richtung der heilige Baum steht, in dessen Richtung er dabei knien muss.

Oder er geht in den Laden und kauft sich ein Hello-Kitty-Sofa und Hello-Kitty-Vorhänge. Er hat es gerne Ton in Ton, und das sind so ziemlich die einzigen Gegenstände im Wohnzimmer, die zurzeit noch einfarbig sind.


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Brilliant Disguise

Gestern, beim Daiquirimixen, gab der grosse Kürbis ihm einen Hinweis. Denn während der capt’n hektisch nach einer Serviette aus dem Stapel im Barfach angelte, um den blutroten Granatapfelsaft aufzufangen bevor dieser auf die weissen Fliessen tropfte, räumte er ein paar vor dem Stapel abgelegter Ringe ab und schubbste sie quer durch die Küche.

Nun ist vielleicht nicht unmittelbar ersichtlich, warum der capt’n Ringe ausgerechnet in der Bar aufheben sollte, für seine Erinnerungsstücke an geschrottete Beziehungen hat er schliesslich einen gläsernen Trophäenschrank.

Es handelte sich allerdings nicht um vergessene Trauringe, sondern um mehrere winzige silberne Serviettenringe seiner Grossmutter, mit kruden Durchbrüchen und den Initialen der Familie. Die Idee war geboren.

Er suchte ein Silberbad und legte eins der schwarz angelaufenen Exemplare darin ein, bis es hochglänzend und sauber aussah wie ein billiger und potthässlicher Freundschaftsring aus der finstersten Goth-Ecke, nur leicht nach ammoniakhaltiger Lauge stinkend. Als der capt’n den Ring gesäubert hatte steckte er ihn an, nicht ohne vorher gegoogelt zu haben, dass der Verlobungsring links hingehört, die Handfessel hingegen rechts. In solchen Dingen ist er unerfahren.

Zwölf Stunden später. Seine Idee kam ihm längst nicht mehr so gut vor wie am Abend zuvor. Der capt’n nahm Platz im Besprechungszimmer, Beamer und Notebook vor sich stehend sass er da, und die Laufschrift – heute bestenfalls knielang mit Stiefeln – hatte keine Mühe, sich nach ausgiebiger Umarmung auf dem freien Platz neben ihm niederzulassen.

Der capt’n begann sein Tagwerk, die Diskussion nahm ihren Gang, und die Laufschrift versuchte erneut, bei jeder Gelegenheit Nähe herzustellen. Die rechte Hand von der Maus blockiert, stellte der capt’n seine Teetasse auf die linke Seite. Er nahm an, er müsse nun nicht mehr lange warten, bis sein Schmuck auffallen würde.

Die Laufschrift schien aber entweder ringblind zu sein, erkannte den Ring als das was er wirklich war, oder es war ihr schlicht wurscht, denn die nächste Stunde über änderte sich nichts an ihrem Verhalten.

Schliesslich stellte ein Teilnehmer der Runde eine erschreckend wichtige Frage, vor deren Beantwortung man einen Moment nachdenken sollte. Als der capt’n sich um Zeit zu gewinnen einen weiteren Tee eingiessen wollte kam er mit dem lästigen Stück Metall an die fast leere Glaskanne, die kurz hell aufklang.

‚Wollten Sie eine Rede halten, Herr castagir ?‘ fragte schmunzelnd der Chef der Truppe. Der dachte eine Sekunde nach. Augen zu und durch entschied er dann, der grosse Kürbis hatte ihm eine Vorlage gegeben, die er einfach verwandeln musste.

‚Nichts Fachliches, nein, aber jetzt wo es eh alle gehört haben, kann ich meine Verlobung auch gleich bekannt geben. Ist noch ein bisschen ungewohnt der Ring, sorry für die Unterbrechung.‘

Alle im Raum grinsten, und man ging wieder zum Thema über. Nur der Laufschrift froren die Gesichtszüge ein und es wirkte irgendwie, als wäre die Raumtemperatur links vom capt’n schlagartig um 10 Grad gefallen.

Der Rest der Besprechung verlief normal, auffallend war lediglich das Fehlen jeglicher weiterer Beteiligung der ansonsten dampfplaudernden und zwanghaft frohsinnigen Laufschrift, was jedoch interessanterweise allgemein nicht weiter zur Kenntnis genommen wurde. Dass sie ihre – durchaus ansehnlichen – Beine in die Richtung vom capt’n weg verknotet hatte und versuchte, auf dem Stuhl neben ihm den Eindruck von drei Metern Entfernung zu erzielen, konnte nur er sehen. Dachte er.

‚Bis nächste Woche dann‘ hiess es von Ihr zum Abschied. Zumindest freute sie sich nicht mehr auf nächste Woche, und es gab heute auch keine ‚Detailfragen‘ zu klären. Der capt’n war alles in allem zufrieden.

Auf seinem Weg hinaus nahm ihn eine der anderen Teilnehmerinnen auf die Seite, eine altgediente leitende Mitarbeiterin, die ihm gegenüber gesessen hatte, beherrscht und selbstsicher in ihrem gesamten Auftreten. Der capt’n tat sich bislang schwer, sie einzuschätzen.

‚Herr castagir, sagen Sie, wieso glaube ich Ihnen nicht, dass Sie verlobt sind?‘ fragte sie gerade heraus und fixierte den capt’n. Dieser fühlte sich unvermittelt auf furchtbar dünnem Eis stehend.
‚Weil … Sie … mehr Menschenkenntnis haben als die Anderen?‘ schlug er schliesslich vor.
‚Hmmm. Verraten Sie mir auch, warum Sie heute verlobt waren?‘
‚Nein, aber ich denke das wissen Sie bereits. Es gibt Gelegenheiten, da bleibt einem nichts anderes übrig, stimmt’s?‘
‚Es war zumindest eine einfallsreiche Abwechslung.‘ meinte sie nach einer kurzen Pause. ‚Nicht schlecht. Bis nächste Woche.sagte sie während sie sich umdrehte und weiter ging. Der capt’n grinste in sich hinein.

Wenn er den Flurfunk dieser Firma richtig einschätzt, dann hat er heute einen score von 7:1 erzielt, und wird es in Zukunft dort wesentlich einfacher haben. Er wird die nächste Zeit über allerdings die stichfeste Kevlarweste unter dem Hemd tragen, nur so zur Sicherheit. Und zusehen, dass der Platz neben ihm besetzt ist.

Derweil ist er The Lord of the Serviettenring. Ein Ring, sie zu täuschen.


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Vorbereitung ist alles.

Das erneute Durchblättern von Sūnzǐ bīngfǎ hat nicht die gewünschte Eingebung gebracht.

Aber es hat nur zwei Daiquiries gedauert … die Vitamine aus dem frischen Granatapfel haben offenbar die Ganglien gereinigt, und der capt’n hat nun eine Verteidigung für morgen, wenn die blinkende Laufschrift in Nylons wieder angreift.

Sie ist zwar unerprobt, aber einen Versuch wert und theoretisch vielversprechend. Und wenn sie nicht einschlägt weiß er zumindest, daß nicht nur er irreparabel verdorben und vollständig moralbefreit ist.