Dieser Dienstag ist keiner, er ist ein Montag 2.0 extra large. Gestern die Welt zu retten war ja schön und gut, Tagesgeschäft halt.
Nur an sich war das Universum zu retten. Hätte man mir ja sagen können. In der Panierfabrik tobt der Mob – der Eichkasper spielt mit seinen Waagen, der Chef muss parallel eine Rückrufaktion vorbereiten, und wo der Blechpatscher auch hinfaßt, es ist anschließend kaputt oder vermurkst. Das wäre ja noch nicht so wild – bestenfalls eine Standard-Rettung eines kleinen Sonnensystems.
Aber es gibt ja noch Alpha und Beta, die beiden rachitischen Server Baujahr 1542 am Arsch des Universums in ‚eine Stunde Autobahn‘ ™. Und es gibt Petrus, dessen Blick dank keiner Wolken zum ersten mal seit Monaten auf die Erde fiel und der einfach mal beschlossen hat, mit allen Trollen Gassi zu gehen und sie von der Leine zu lassen. Und es gibt den großen Kürbis. Der stellt immer fest wenn die Gefahr besteht dass es mir zu gut geht. Und dann holt er aus und tritt mir mit Anlauf in den Arsch.
Und deshalb haben sie heute die IT des Kunden nach ‚eine Stunde Autobahn‘ ™ geschickt.
Alpha steht schon seit Jahrhunderten in einem staubigen Kabuff irgendwo auf dem Werksgelände … wo genau bleibt geheim, denn die IT soll ihn nicht finden. Beta jedoch … ja Beta, hach. Beta ist im zentralen Serverschrank eingebaut. In dem und dem daneben das ganze andere teure alte Blech steckt. Er ist also in Sichtweite. Ganz schlechte Planung meiner Vorgänger. Und was macht man als erstes wenn man auf eine Anlage kommt die man nicht kennt ?
Natürlich, man fährt Beta runter. Anschließend ruft man mich an um mitzuteilen man würde ihn jetzt aus dem Schrank ausbauen weil man gehört habe, da liefe ohnehin nix mehr drauf. Angesichts meiner launigen Frage wie lange man denn vorhabe, 70-80 Tonnen Material pro Tag mit kleinen Schäufelchen in Säcke zu füllen klingt bedrückte Ruhe aus dem Hörer, und dann ein
‚Achso? da läuft wirklich noch was drauf ?‘
‚Naja, wie man’s nimmt, nur die zentrale Werksteuerung halt. Aber wer braucht die schon. Solange Ihr Outlook geht, und Sie genügend Schäufelchen haben ist alles gut.‘
Strike one.
Das Schweigen wird länger. Und länger. Und dann kommt ein:
‚Naja, wissen Sie, das eigentliche Problem ist das: Wir kriegen ihn nicht mehr eingeschaltet. Irgendwas ist wohl beim Ausschalten verreckt.‘
Strike two.
Meine letzte Sicherung ist von Mitte 2009. Die des für die Rübe verantwortlichen Kunden ist älter. Viel älter. 2009 Jahre älter um genau zu sein.
Strike three.
Die Platten auf denen die aktuelle Version liegt sind ein RAID-Verbund mit einem speziellen Controller. Den man nur durch Beschwörung, einem Regentanz, und dem Absingen der kasachischen Nationalhymne überhaupt zu laufen bewegen konnte. Damals, als es noch gedruckte Dokumentationen gab. Und man noch Zeit für solchen Kram hatte.
Strike four.
Es ist eine VM. Die vermutlich unter V4 oder V5 läuft, aber ganz sicher nicht unter V7, V8, ESX oder vSphere oder dem ganzen anderen modernen Mist den man heute so unbedingt haben will.
Strike five.
Und der die Softwareänderungen von nur vier Jahren fehlen. In denen die halbe Anlage umgebaut wurde.
Strike six.
Und es ist grad mal mittag. Wenn das so weiter geht werden aus den IT-Fritzen noch richtig gute Bowler. Den halben Weg zu einem perfekten Spiel haben sie schon geschafft.