a life less ordinary ?

the egghead diaries


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Schokoladencontent

Früher war es schlimm. Nicht nur, dass ich jedes Jahr versehentlich die Glocke vom berühmten goldenen Lindt-Osterhasen mitgefressen und zwei Tage bei jedem Schritt leise gebimmelt habe, zu Weihnachten wusste ich nie, was ich nun essen sollte – Lindt hatte abgesehen von 500 Sorten Pralinés in 1000 verschiedenen Schachteln einfach nix im Angebot.

Das ist jetzt anders, denn jetzt gibt es endlich … tusch … den berühmten Lindt …… Weihnachtsbär. Eine Tradition seit 2011.

Aber nur damit niemand denkt, das Sortiment wäre nun vollständig, hier die prognostizierten Sortimentserweiterungen bis zum Ende des Jahrzehnts:

2012: der traditionelle Lindt-Pfingstochse.

2013: der traditionelle Lindt-Porsche 911 zum 50. Jubiläum.

2014: der traditionelle Lindt-castagir zum 50. Jubiläum.

2015: der traditionelle Lindt-Sonnenwend-Elch (in Coproduktion mit IKEA).

2016: der traditionelle Lindt-Franz-Beckenbauer (mit einem kleinen Fussball und vier unehelichen Kindern in verschiedenen Farben) zum 50. Jubiläum des Wembley-Tors.

2017: die traditionelle Lindt-Fernbedienung zum 50. Jubiläum des Farbfernsehens.

2018: die traditionelle Lindt-Tastatur zum 50. Jubiläum des ASCII-Zeichensatzes.

2019: der traditionelle Lindt-Neil-Armstrong (im 3er Set mit einem kleinen Buzz Aldrin und einem kleinen Michael Collins) zum 50. Jubiläum der ersten Mondlandung.

Das kleine Herzchen des Weihnachtsbären kann man übrigens bedenkenlos mitfressen, es macht absolut kein Geräusch im Bauch und ist recht knusprig.

 


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Optimierung

Der capt’n hat seine Strategie der letzten Wochen überarbeitet. Statt sämtliche auf der Welt verfügbare Schokolade weiterhin selber aufzufressen hat er beschlossen, zur Entlastung seiner Verdauung den Grossteil der verbleibenden Jahresproduktion an seine Kunden verschicken zu lassen:

www.chocolatier.de

Er erhofft sich dadurch eine tägliche Zeitersparnis im gekachelten Herrenzimmer von mindestens einer halben Stunde.

Was er nun braucht, ist eine zündende Idee für einen Spruch im personalisierten Deckeleindruck, der über seinem Firmen-Logo steht und in die Holzkiste appliziert wird. Er muss also das ‚Zur Vorbereitung auf die nahrhafte Jahreszeit‘ aus dem Pralinen-Adventskalender vom letzten Jahr durch irgendwas anderes, genauso unseriöses ersetzen.

Vorschläge, anyone ?


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Mittags halb zwölf im Café.

Der capt’n sieht aus dem Fenster, trinkt gerade seinen dritten Schrottochino und verdaut sein Frühstück, als plötzlich von der Seite ein Stimmchen kommt:

‚Sagen Sie mal, spielen Sie zufällig in einer Band ?‘

Der capt’n hat ja schon viel gehört, aber das ist neu. Er vermeidet es gerade noch, den Schrottochino in Richtung der Fensterfront zu prusten, sondern sieht freundlich nach oben.

Vor ihm stehen Figur A und Figur B.

Sie gehören zu einem in der Grosstadt weit verbreitetem Paar weiblicher zweieiiger Zwillinge mittleren Alters, einer rotblond, einer nussbaum mit mittellangen Haaren – dressed to burst in körperbetonende Kleider, die man nicht blind in Grösse 38 kaufen sondern es sich eingestehen sollte, dass man mittlerweile Grösse 40 trägt. In freier Wildbahn werden sie während des Tages üblicherweise in Kaffeebars, Parfümerien und Boutiqen angetroffen.

Zwillinge dieser Spezies stehen übrigens nie direkt nebeneinander, Figur B ist immer der Begleitzwilling, der Figur A beisteht/im Weg steht/einfach dumm rum steht.

‚Äh nein, aber ich habe mal Gitarre in einer Band gespielt, warum ?‘

Kurzes Schweigen. Offenbar war das Drehbuch nicht vollständig durchdacht gewesen.

‚Ach nur so.‘

‚Meine Damen und Herren, unsere nächsten Gäste sind ein echtes highlight der deutschen Cafégeschichte. Viele Menschen waren schon auf dem Mond. Noch mehr waren auf dem Mount Everest. Aber sie sind etwas ganz besonderes. Heute sind sie hier in der Erlanger Olypimiaarena. Begrüssen sie bitte mit einem herzlichen Applaus die Zwillinge vom Planeten Krypton, die Frauen, die ‚einfach nur so‘ etwas fragen.‘

‚Ähm ähh.‘

‚Ja, das finde ich auch.‘

Zum Glück traf in diesem Augenblick Olga, die Bedienung am Tisch ein, und erlöste Figur A indem sie den capt’n fragte, ob er noch etwas trinken möchte. Er wollte zahlen.

Gemeinsam shoppen gehen, ok.

Gemeinsam aufs Klo gehen, na wenn’s schön macht, meinetwegen.

Aber gemeinsam Männer anquatschen, Mädels, ehrlich, da müsst Ihr aber noch viel lernen.

 


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Der Gipfel der Dekadenz

Anton hat heute schwer gelitten. Des capt’ns Postbote, der alles bevorzugt im Erdgeschoss abgibt, hatte einen schweren Tag.

Denn der capt’n war ungewöhnlich erfolgreich bei der Jagd nach Kaminholz. Er hatte sich schon damit abgefunden, dass Bauer Röhrich mit dem Lanz eine Tagesreise in die Grossstadt unternimmt, und ihm ein, zwei Ster lose vor die Tür kippt – und damit, sich zwei Studis zu holen, die sie  in tragbaren Portionen schimpfend in den zweiten Stock auf die Terrasse huckeln.

Doch weit gefehlt. Da war einer, der das in Kartons a 30 kg verpackt liefern lässt. Und nicht teurer, als wenn der capt’n Röhrichs Tagesausflug und die Studis finanziert.

Der capt’n zog es daher vor, heute phasenweise nicht da zu sein. Als er wiederkehrte, fand er den Hausflur im zweiten Stock mehr oder weniger zugemauert mit 30kg-Kartons. Im Erdgeschoss wollte man es wohl nicht entgegennehmen, und wieder mitnehmen wollte er die Ladung wohl auch nicht wieder.

Die bereits hochgradig nervösen Nachbarn waren schnell beruhigt. Während er eine halbe Stunde lang Kartons in Richtung Terrasse schleppte schaute der capt’n immer wieder vorsichtig, ob Anton nicht vielleicht eine Tellermine oder verteckte Sprengfalle angebracht hätte … er hatte immerhin zwei bis drei Klaviere hochgewuchtet.

Und er weiss noch nichts von seinem Glück … eine weitere Ladung ist bereits auf Abruf bestellt.

 

 

 

 

 


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Rehe reflektieren schlecht

Willkommen in der Jahreszeit, wo es eigentlich immer dunkel ist. Du stehst im Dunklen auf, fährst im Dunklen von A nach B, und fährst, weil’s mal wieder länger gedauert hat, im Dunklen heim.

Der capt’n hat es gerne hell. Da können die ganzen Latschenkasper noch so sehr das Mantra vom Energiesparen singen, Helligkeit rulez.

Früher war das anstrengend. Ständig aufblenden, abblenden, und wenn Du gepennt hast, hat dein geblendetes Gegenüber seine eigene Lichtorgel angemacht.

Heute hat der capt’n mal wieder einen Knopp in seinem Raumschiff kennengelernt, den Fernlichtassistenten. Geiles Teil. Kommt was entgegen, blendet er ab, gurkt einer vor Dir rum und hat halbwegs sichtbare Rücklichter, blendet er ab. Strassenlaternen voraus ? Hell erleuchtete Fenster mitten im Nirgendwo ? Er blendet ab. Selbst wenn was um die Kurve kommt blendet er ab, bevor der andere blind kreiselnd in die Botanik abbiegt. Absolut überzeugend.

Aber nicht vollkommen perfekt. Denn der capt’n wünscht sich einen Hupen-Assistent. Immer wenn irgendwas näher als 50 Meter vor ihm auftaucht, geht das Nebelhorn los. Denn das blöde Vieh wär auch dann nicht freiwillig von der Strasse gegangen, wenn der Fernlichtassistent es erkannt hätte. Das musste er heute noch manuell ansteuern, um nicht ein spätes Abendessen für 10 Personen mit nach Hause zu bringen.

Vielleicht im nächsten Auto.


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Fragwürdiges Lob in Nerdland

[Geek-content] Noch fehlt mir persönlich ja der Beweis, dass dieses Machwerk wirklich der Bundestrojaner ist. Vor ein paar Jahren noch hätte ich mich noch standhaft geweigert, das zu glauben. Die Indizen sind allerdings schon recht erdrückend:

  • Vom BVerfG explizit verbotene Wege zur Informationsgewinnung
  • gepaart mit massiver Inkompetenz bei der Ausführung

 

 

Jeder ernsthafte Trojaneringenieur würde sich natürlich in Grund und Boden schämen, bevor er etwas in der Art abliefert (und in hohem Bogen aus der Innung fliegen) – so schmerzfrei und schwer kündbar sind in der Regel nur Angestellte des öffentlichen Dienstes. Aber um den moralisch/ethisch/rechtsstaatlichen Zeigefinger geht’s hier gar nicht, darüber sollen die Bücher schreiben, die sich darüber noch aufregen können, ich kann nur noch kichern.

Nur eins ist problematisch: FAZ, Zeit und die anderen von moderner Technik vollkommen unbeleckten Medienkasper erwecken voller Bewunderung den Eindruck, jeder Nerd in Nerdland könnte das da oben nicht nur lesen, sondern würde es als seine wahre Muttersprache bezeichnen, und die verbale Kommunikation von „Mama“, „A A“, „Pizza“ sei die erste Fremdsprache, die er nur widerwillig lernt um nicht zu verhungern, bevor er den ersten C++ – Kurs in der Tagesbetreuung gemacht hat.

Und sie festigen damit das Bild des Nerds als kybernetische Lebensform, die nur zufällig in der schlecht frisierten Hülle eines pickeligen Jünglings gefangen ist, weil bei seiner Geburt kein Minitowergehäuse mit Netzteil frei war.

Seid beruhigt, Ihr normalen Menschen. Nur der Codosaurus IBMiensis und wirklich tiefverwurzelte Nerds können das Kauderwelsch da oben entziffern. Wenn ich behaupte unter einem Prozent, liege ich nicht weit daneben.

Der Standard-Nerd jedoch bewegt sich auf einer Evolutionsstufe zwischen normalem Menschen und dem Codosaurus. Denn die immer besser werdenden Programmierwerkzeuge erlauben es ihm stattdessen zu schreiben

alert(‚Gotcha, sucker !!! Mfg, Dein Innenminister‘);

Und sein einzig wahrer Freund im Leben, der Compiler, macht dann daraus eben jenes unleserliche Kauderwelsch, das man oben bewundern kann, und das die winzigen Siliziumteile im Blechotto zum glühen bringt.

Das ist auch nur natürlich und pragmatisch, weil nur durch diese Abstraktionsebene haben wir die Chance, Pullunder mit V-Ausschnitt und Hornbrillen zu kaufen, 23 Stunden am Tag WoW zu spielen, aus dem Radiowecker einen internetfähigen pager zu bauen, und dabei trotzdem nicht zu verhungern. Gut, für Sex müssen wir dann noch eine weitere Abstraktionsebene höher steigen. Oder reich sein. Andererseits sind die Dinosaurier ja nicht ohne Grund ausgestorben.

 

 

 


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Lebkuchenrallye

Es ist seltsam. Dass Preussen angesichts von Nürnberger Lebkuchen feuchte Augen bekommen ist ja irgendwie verständlich. Diese steinharten Aachener Printen, mit denen man aus gutem Grund in ganz Norddeutschland die Häuser verklinkert, sind wirklich schwer geniessbar – weil beisst man rein läuft man Gefahr, eine Staubexplosion auszulösen. Weniger verständlich ist jedoch, dass auch die wilden Bergvölker im Süden der Republik auf das Zeug abfahren.

‚Kannst Du mir sechs Packungen mitbringen, zwei Schoko, zwei weiss, zwei ohne ?‘ (Mann)

‚Au ja, mir auch drei, alle Schoko, bis auf eins.‘ (Frau)

‚Sind die aus fair gehandelten Nüssen ?‘ ‚Keine Ahnung !‘ ‚Ok, dann für mich nur zwei Packungen.‘ (Frau)

‚Ham die auch kleine Packungen ?‘ ‚Hmmm ???‘ ‚Weil ich fress die immer auf einen Schlag auf !‘ ‚Gibts nich.‘ ‚Gut, dann drei.‘ (Mann)

‚…‘

Während der capt’n wie ein Buchmacher Mengen und Quoten notiert, stellt irgendwer die blöde aber nach der letzten Bestellung unvermeidliche Frage, wieviel denn da in einer Packung drin sei.

‚Das sind keine Packungen, das sind eigentlich Tüten. 750 Gramm, glaub ich.‘

Blöde Antwort, das ist ihm klar, sobald er es gesagt hat. Eine Minute später knüllt er seine sorgsam erstellten Notizen zusammen und meint:

‚Ansage: Keine Kekse, keine Dominosteine, keine Oblaten auf einem extra Teller, keine halben Packungen, comprende ? Hat mal wer nen neuen Zettel für mich ?‘ 

Und so besteigt der capt’n zu nachtschlafender Zeit sein Raumschiff, nachdem er den Kofferraum entrümpelt hat. Sein Einkaufszettel ist armlang. Er muss sich beeilen. Denn in ein paar Wochen wird Nürnberg zur verbotenen Zone werden, Christkindlesmarkt, und die vom Papstbesuch gerade genesenen Busse werden alle da sein und vier Wochen lang Ringelreihen in der Altstadt spielen.

Einen halben Kilometer vor dem Werksverkauf weiss er wieder, warum er die jährliche Lebkuchenrallye hasst: Der Hersteller lag bestimmt mal am Stadtrand. So vor rund 200 Jahren vielleicht. Jetzt liegt er zentral an einer der grössten Kreuzungen der Stadt, und die nächsten Parkplätze liegen kurz hinterm Horizont. Völlig klar, dass es sieben Grad, Sturm und waagrechten Regen hat.

Nach einer nur halbtägigen Wanderung steht der capt’n im Werksverkauf.

‚Sind Sie fit ?‘ fragt er die freundliche Verkäuferin zur Begrüssung.

‚???‘

‚Naja, es wird ein bisschen mehr … ‚

Eine knappe Viertelstunde später verschwinden Kasse und Verkäuferin zusehends unter einem Berg voluminöser Lebkuchentüten.

‚Ok, ich glaub das ist alles.‘

 ‚Sicher ?‘ murmelt es hinter dem Haufen hervor.

Der capt’n checkt nochmal sein Gebetbuch und meint:

‚Den Rest kann ich nich mehr lesen, ja, das ist dann alles.‘

Die Kasse ist vergleichsweise modern – sie hat rechts keine Kurbel mehr und es stehen auch keine kleinen Plastikziffern mehr auf, wenn man was eintippt. Trotzdem zieht es sich hin.

‚Macht 101,73 !‘ sagt der Stapel zu ihm.

Der capt’n überlegt kurz, wie eine gerade Anzahl fast gleichartiger Dinge einen derart krummen Betrag ergeben kann, überschlägt blitzartig, was er im Kopf als Summe circa rauskriegt, und kommt auf deutlich mehr. Punkt für den capt’n.

‚Ja ok, Karte ?‘ 

Als Stunden später die Brieftaube mit seiner EC-Quittung zurückkehrt meint er, es fast gechafft zu haben.

‚Ohoh‘ sagt der Stapel.

Mist, Punkt für die anderen. Der capt’n flucht leise, offenbar hat sie doch noch bemerkt, dass sie sich schwer verrechnet hat.

‚Was meinten Sie gerade?‘ fragt er scheinheilig, während er die Quittung hoch hält.

‚Ich glaube zwar ich hab alles abkassiert … ‚  Punkt für den capt’n.

‚ … aber wir haben keine Tüten mehr !‘

 ‚Wie, hab ich Sie endlich leergekauft ?‘

‚Nein, Einkaufstüten, wir haben keine Einkaufstüten mehr !‘

‚Ohoh.‘ Zehn Punkte für die anderen.

Nur drei Wanderungen später hat ein pudelnasser und verfrorener capt’n seinen Einkauf im Kofferraum, und nur eine der Tüten ist ihm unterwegs auf den Bürgersteig gefallen, sie wird der Bezeichnung ‚Lebkuchenbruch‘ eine völlig neue Bedeutung verleihen.


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Alles eine Frage des timings

Volkach, Altstadt, mittags halb eins. Fütterungszeit.

In einem Ort der 11 Monate im Jahr nicht existiert ist Bundesversammlung der Touristen. Alle wollen Federweissen. Und damit sie nicht nach einem Glas einseitigen Augenstillstand erleiden, muss vorher ein halbes Schwein mit Klos und Soss als Grundlage her. Die Kneipen sind gerammelt voll. Es ist laut und irgendwie hektisch.

Der capt’n sitzt in einem leeren Strassencafé und erklärt hausgemachte Bananentorte zu seiner Grundlage.

Halb zwei. Gefrässiges Schweigen zieht durch die Stadt, das Geklapper von Besteck verklingt, nur leise Rülpser dringen noch an des capt’ns Ohr. Die abgefütterten Zoobewohner die sich noch rühren können, ziehen von dannen, in die Weinberge. Der Rest bleibt sitzen und verdaut.

Der capt’n sitzt auf dem Marktplatz, in der Sonne, und hält einen fantastischen Rotfränkischen in der Hand. Der Sessel kann als Hängemattenersatz durchgehen, es fehlt lediglich die wippende Kellnerin.

Kurz vor drei. Wenige Stunden vor Einschluss im Altenheim werden die Inkontinenzbomber am Rande der Stadt ausgeladen und die Cafés gestürmt.

Der capt’n trinkt aus, lässt sich noch schnell eine Flasche Rotfränkischen abfüllen und zieht wieder von dannen.

Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.


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Ich hab‘ doch keine Zeit !

Willkommen in der Schlange bei der langsamsten Kassiererin der Welt. Das Tuten von Scannerkassen mischt sich mit der vielstimmigen Diskussion, ob man denn auch alles für Montag habe, oder ob man vielleicht sicherheitshalber noch ein Päckchen Klossteig oder einen gefüllten Brontosaurier mitnehmen solle. Der capt’n hat schon vor zehn Minuten auf Durchzug geschaltet, die Schnürsenkel des Samsung in die Ohren gestopft und hört Musik.

Während er also wie immer ohne Einkaufswagen, aber bepackt wie ein Maultier seit Stunden darauf wartet, den ganzen Mist endlich auf das Band fallen lassen zu können bevor ihm die Arme aus den Gelenken brechen, wird er zum vierten Mal von der kurzsichtigen Birgit hinter ihm angestubbst.

In der ihm eigenen, sanften Art dreht er sich um und meint:

‚Ok, Sie können mir Ihren Einkaufswagen noch so oft Sie wollen in den Hintern rammen, aber davon wird er weder kleiner, noch verändert er dauerhaft die Form. Und schneller geht es davon auch nicht, falls Sie das gehofft haben !‘

Die lautlose Antwort von Birgit hört er schon nicht mehr, als er sich wieder nach vorne wendet, um einen neuerlichen halben Schritt zu machen und weiter die geballten Photoshopkünste der Coverdesigner sämtlicher Frauenzeitschriften im Regal zu würdigen, das im Schneckentempo an ihm vorbei zieht.

Zehn Meter weiter, als der capt’n kurz davor ist, sich der mittlerweile bleischweren Ladung zu entledigen, steht vor ihm plötzlich ein halbwügsiger Bobtail und wedelt wortlos mit drei Flaschen Bier vor seiner Nase, bevor er sie vor ihm aus Band stellt.

Der capt’n ist kurz hin und hergerissen zwischen Bewunderung für die Dreistigkeit und seinem Blutdruck. Zwei Sekunden später hat er sich für seinen Blutdruck entschieden.

‚Hör mal zu, Du haariger Homunkulus! Glaubst Du wir stehen hier weil es draussen so widerlich sonnig ist ? Die Schlange beginnt dort hinten, am Horizont, Abgang !‘

Woraufhin der Bobtail wortlos seine Pullen wieder einsammelt und von dannen schleicht.

Endlich bei der Herrscherein der Scannerkasse angelangt versteht der capt’n nichts, als sie ihm die Summe sagt. Es ist genau dieser Moment wo ihm klar wird, dass zwar die Musik aus ist, die Schnürsenkel aber immer noch in den Ohren stecken … und er möglicherweise ein ganz klein wenig lauter gesprochen hat als sonst.

Als er sie entfernt, hört er die Totenstille im Laden. Sogar die Scanner scheinen leiser zu tuten. Er braucht einen neuen Supermarkt. Schon wieder.


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Der angenehmste Parkplatz ist die Autobahn

Lasst mich sofort wieder zurück in meinen Stau auf der Asonstwas. Ich stelle mich auch noch mal hinten an, wenn es sein muss. Da weiss man wenigstens dass der Arsch vor einem alle fünf Sekunden reflexhaft auf die Bremse latscht. Gegen die heutigen Atomkriegsvorbereitungshamsterkäufe samt erratisch herumkurbelnder Hausfrauen aus dem VHS-Grundkurs ‚Einparken in 14 Zügen‘ war das richtig idyllisch.