Der capt’n stellt einen gewissen Verdruss in sich fest. Heute hat er wieder mal grob eine Stunde mit Warten zugebracht.
Hausfrauen, die an der Kasse mit der Kassiererin über den Vorteil von blanchierten gegenüber gekochtem Brokkoli fachsimpeln müssen damit rechnen, nach unter einer Minute vom capt’n unfreundlichst angeraunzt zu werden.
Gebäckautisten, die aus 30 Sorten Kuchen keine Auswahl treffen können müssen damit rechnen, dass der capt’n sie quer durch den Laden auffordert, nu endlich mal zu Potte zu kommen und bei der Erdbeerallergie einfach mal auf Risiko zu spielen und Aprikosensahnetorte zu wählen.
Gemüsehändler, die sich „zwei Äpfel, zwei kleine Gurken“ nicht merken können und nach zwei Äpfeln nachfragen was das andere war, um beim Bezahlen noch mal in dem anderen Tütchen nachzuschauen wieviele Äpfel es waren was müssen damit rechnen, dass der capt’n sie fragt, ob sie sich bitte auf ihren job konzentrieren können.
Die indignierten Blicke sind ihm wurscht. Und jeglicher Widerspruch führt dazu, dass der capt’n nachlegt. Ihm geht es um den Lerneffekt für die Zukunft.
Privatpraxenpersonal, das dem capt’n über 20 Minuten lang interessante Zeitschriften zu lesen gibt statt den ausgemachten Termin von knapp fünf Minuten Dauer zu erfüllen muss wissen, dass seit er in Bäckerein unterwegs war, weisse Kittel und Birkenstocks keinen Eindruck auf den capt’n mehr machen und dass man ihn ihm kompletten Ärztehaus hören kann, während er den Praxisinhaber bezüglich dessen Terminmanagements einnordet.
Besänftigende Rechtfertigungen sind hierbei keine Hilfe, der capt’n verweist dann darauf, dass er professionell arbeiten muss und das von anderen auch erwartet. Und ein Telefon hat, auf dem man ihn zwecks Verschiebung anrufen kann.
Serviererinnen, die nach der Ansage man möchte zahlen eine Viertelstunde brauchen, bekommen nicht nur einen Anschiss, sondern auch kein Trinkgeld. Und wenn sie absehbar nicht selber schuld sind, der Wirt gleich noch einen hinterher.
Die beschworene Gemütlichkeit der location ist dem capt’n dabei ebenso egal wie der espresso aufs Haus, wenn er zahlen will, dann will er gehen. Und nicht leere Gläser angucken oder Pyramiden aus Brotsticks bauen.
In jedem von Euch möchte ich am liebsten ohne Vorwarnung die Schuhspitze bis zum Absatz vergraben. Leider hat man das aus unbekannten Gründen verboten. Vermutlich waren es Lahmärsche wie Ihr die das anregt haben, weil sie nicht mehr schmerzfrei sitzen konnten.
Aber ich habe es satt, ständig wegen Euch oder auf Euch zu warten.
Also rechnet bitte damit, dass der capt’n sich blitzschnell von Schwiegermonsters‘ blonder Liebling in Melvin aus As Good as It Gets verwandeln kann, wenn ihr seine Zeit verbratet.
Nicht leise, pianissimo, unter dem Radar, sondern grundsätzlich so, dass es alle hören können. Nicht weil er nicht pianissimo könnte. Hat er lange genug versucht. Sondern weil er genau weiß, dass es im Zweifelsfall immer Euch zuerst peinlich wird und Ihr aufgebt. Aber anders lernt Ihr es scheinbar nicht.