[Völlig off topic, einfach überlesen !]
Ich habe dem Goldpreis nicht getraut. Und folglich auch kein Gold gekauft, nicht als Barren, Münzen oder Zahn, und noch weniger als Papiergold. Hätte ich es getan, ich hätte einen satten Reibach gemacht. Ohne was dafür zu können. Denn an sich verstehe ich ganz gerne halbwegs was ich tue, alles andere ist Casino. Ich will nicht behaupten recht behalten zu haben. Das habe ich nicht, denn 2009 bis vor einem halben Jahr hätte man prima damit verdienen können, was ich nicht habe. Recht behalten zu haben kann ich daher schlecht behaupten. Aber zweierlei hat mich nachhaltig gestört und abgehalten.
a) Weil ich mich irgendwie nicht sehe, wie ich beim Bäcker mit einem Krügerrand Brötchen bezahle. Krisenwährung, blablabla, Goldstandard, alter Hut. Und die ganzen Apokalyptiker die auf einem unbequemen Sack Krügerrands schlafen oder ihn im Garten verbuddeln und den mit Selbstschussanlagen ausstatten in allen Ehren aber: Falsches Jahrhundert, Freunde. Not going to happen any time soon. Jaja, famous last words, mag sein, aber Ihr wartet nun schon seit 20 Jahren drauf dass Ihr die Barren wieder ausbuddeln und endlich Recht behalten dürft. Noch 20 Jahre und der Kalk rieselt so arg, dass Ihr sie nicht mal mehr findet weil Ihr vergessen habt wo Ihr sie verbuddelt hattet. Zudem ist es totes Kapital, denn verbuddeltes Gold arbeitet nicht.
b) Weil Gold sich verändert hat. Früher, damals ™ stand ein Bestand an Metall zur Verfügung dessen Angebot und Nachfrage seinen Preis bestimmten. Jedes Jahr ein bissle mehr weil ja neues Gold aus der Erde gepuhlt wird, während anderes unwiderbringlich verarbeitet wird, aber prinzipiell eine feste Menge. Die wurde gehandelt. Da bildete sich ein gesunder Markt – wollen mehr Leute es haben als verkaufen steigt der Preis, sonst fällt er. Versteht jeder Baumschüler.
Natürlich hat man fast nie Barren und Münzen durch die Weltgeschichte gekarrt. Sondern wer eine Tonne im Safe hatte der ist hin gegangen und hat entsprechend gedeckte Papiere ausgegeben, die sich numal deutlich leichter tragen lassen.
Dann kamen Futures dazu, wie es sie auf alle Rohstoffe gibt – letztlich eine Wette auf einen Preis in der Zukunft. Latent gefährlich zwar, weil zwar unabhängig von der existenten Menge aber trotzdem mit Einfluss auf den reinen Goldpreis. Aber nicht verheerend, denn da wird nicht in erster Linie der Bestand verändert, sondern auf die Zukunft gewettet. Und dafür ein eigener Preis bestimmt. Und solange der Handel damit sich im vergleichsweise kleinen Rahmen der Profis und Semiprofis abspielte, garniert mit eine handvoll der üblichen Opfer die nicht wissen was sie tun, war das noch halbwegs ok.
Heute ist es anders. Es ist weiteres Papier dazu gekommen. Aber nicht Papier wo physisches Gold dahinter steht. Und auf diesem Papier gibt es eine nahezu unbegrenzte Menge an Gold. Weit mehr als real existierendes. Denn bei einem Zertifikat z.B. muss die physische Menge nirgendwo hinterlegt sein. Kann, aber muss nicht … und ist es daher mittlerweile natürlich auch so gut wie nie, weil so viel Gold gibt es ja überhaupt nicht. Sondern gehedged mit was auch immer, peruanischen Gummibärchen oder sibirischen Ferieninselurlaubsveranstaltern. Allem eben, von dem es mehr als genug gibt.
Nicht zuletzt deshalb trägt der Käufer hier oft das Risiko dass der Emittent pleite geht und er ein sauteures jedoch wertloses Stück Papier in den Händen hält auf dem steht „ich bin ein Kilo Gold“. Großes Kino, das muss man wollen.
Und es führt dazu, dass sich auf dem Markt immer mehr player tummeln, die immer weniger Ahnung haben. Hand hoch: Wer weiß aus dem Stand den Unterschied zwischen ETF/ETC/ETN ? Und zwischen Sondervermögen und Schuldverschreibung ? Jede Wette, von denen die die Hände unten lassen aber Gold besitzen haben 99% Gold in Papierform, potenziell wertlos weil mit peruanischen Gummibärchen abgesichert. Und das restliche Prozent gräbt grade auf der Suche nach den Barren den Garten um.
Es ist doch logisch dass, wenn ich viel mehr Papier handeln kann als es unterlagerten Rohstoff gibt, der eigentliche Preis oder Wert des Rohstoffs zunehmend in den Hintergrund gerät. Sondern es eine Spekulation ist. Eigentlich noch nicht mal das. Bei einer Spekulation glaubt man Chance und Risiko abwägen zu können, die player zu kennen. Das geht aber nicht wenn das womit Du spekulierst fast beliebig vermehrbar ist, politisch relevant, der Wert somit gewürfelt und abhängig davon, wie viele nervöse Schafe heute wieder mit dem falschen Fuss zuerst aus dem Bett kippen oder ob der kleine dicke Buddha nu einen atombetriebenen Reiskocher hat oder nicht.
Selbst wenn an einem Tag niemand auch nur einen Goldzahn (in Metall oder verbrieft) mit jemand anderem austauschen würde, dank des Papiergolds kann der Preis dennoch durch die Decke oder in den Keller gehen. So wie Freitag, so wie heute. Ich meine, eine Preisveränderung von rund -20% im Gold innerhalb zweier Tage ist völlig irrational, durch nichts zu erklären das mit dem zugrunde liegenden Rohstoff zu tun hat oder mit der Meinung der Marktteilehmer die ihn haben oder abstossen wollen. Auch nicht mit der Panik, wie man sie z.B. von Wertpapiercrashes kennt, wo Zigtausende Anleger waschkörbeweise Aktien verkaufen. Beim Gold hingegen reicht ein grosser player wie Goldman Sachs oder eine Zentralbank, um den Markt durchzuschütteln. Was will man in so einem Markt, außer um zu zocken ?
Und solange das so ist bleiben Gold, wie Silber, Platin, Wolfram und Zementblöcke etwas, das man der Frau um den Hals legt. Oder sich in die Zähne kippen lässt. Aber keine Investition. Sondern ein Besuch in Vegas ohne Alkohol und Nutten, aber mit Kopfschmerzen am Tag drauf.