Meiohmei, technisch sind wir immer noch in der Sahelzone. Also die Banken zumindest, z.B. die Comdefekt oder wie auch immer sie heißt.
Die Story ist zu lang und zu fad um sie zu erzählen, in jedem Fall hat sie dazu geführt, dass ich mit meinem Depot, meiner Kreditkarte, und meiner Kohle diesen Affenstall verlassen habe und in Richtung einer richtigen Bank gewechselt bin.
Dabei fiel mir ein: Hey, es wär doch mal Zeit ins Depot zu schauen, aufzuräumen, und die Kandidaten für nächstes Jahr zu suchen.
Aber wie ging das noch gleich ? Kaum schaut man mal ein paar Jahre nicht auf sein Depot schon vergisst man die Hälfte. Aber letztlich hab ich es hinbekommen.
Nu hab‘ ich ja einen klaren home-bias weil ich irgendwie zumindest das Gefühl habe, über z.B. eine Siemens mehr zu wissen als über irgendeine Bratwurschtbude am Arsch der Welt – die vielleicht viel tollere Bratwürschte brät als Siemens, deren Namen ich aber noch nie gehört habe. Macht vielleicht keinen Sinn, ist aber so – fühlt sich einfach besser an.
So ein home-bias macht es also einfach, so ungerechtfertigt er auch immer sein mag – denn zumindest muss ich gefühlt „nur“ durch vielleicht 150 deutsche Aktien durchkämmen sowie ein paar andere bei den europäischen Nachbarn – und nicht durch Zigtausende.
Also schaue ich mir an wer sich denn mittlerweile so im DAX/MDAX/SDAX/TecDAX tummelt, und was die Buden davon die ich nicht kenne denn eigentlich so tun um Ihr Geld zu verdienen.
Dann flogen einige Kandidaten raus, entweder weil ich ihr Geschäftsmodell bzw. die Branche nicht leiden kann, oder weil das was sie tun in meinen Augen gehypter Mist ist.
Vom Rest hab ich mir die Charts von einem Jahr und von 3 Jahren schnell angeschaut. Gibt es ja tonnenweise Seiten dafür.
Links sieht man einen Chart der mir gefällt. Rechts ist ein Chart für die Tonne. Also für meine bebrillten Augen.
Jaja, blabla, das muss ja nicht ewig so weiter gehen, und kann sich ändern. Alles richtig, stimmt schon. Nur Fakt ist für mich, wenn eine Firma sich in der Vergangenheit gut gemacht hat (links), dann haben sie irgendwas richtiger gemacht als die anderen, deren Chart ausschaut als hätte er aus irgendeinem Grund massive Erektionsprobleme (rechts). Und mir ist auch völlig wurscht warum die Probleme haben oder gehabt haben – mir langt es zu sehen: es war so.
Also fliegen solche Werte aus der weiteren Betrachtung, weil das Motto „hoffen und bangen, die müssen jetzt doch mal langsam …“ ist für andere völlig ok – nur für mich ist es nix.
Damit war die Liste von Kandidaten auf ein Drittel geschrumpft. Also immer noch bei weitem zu viele. Ziel sind so rund 10 bis 12 Werte total, denn ich bin ein alter Sack und will mir keine 30 WKNs merken. Ein Dutzend schaff ich grad noch so.
Also hab ich mir Dank der Banken die mittlerweile Kohle dafür verlangen dass ich meine Kohle dort einfach nur parke (Stichwort: Negativzinsen) überlegt: Gut, dann suchen wir halt welche aus dem Rest, die wenigstens eine ordentliche Dividende jedes Jahr zahlen – und zwar nicht nur einmal sondern es über Jahre hinweg getan haben.
Warum ? Naja, letzten Endes ist es ja so: Ich könnte ja auch voll ins Klo greifen und zum denkbar blödesten Zeitpunkt kaufen. Dann tut es nicht gar so weh wenn zumindest sagen wir 4 oder 5% an Dividende (brutto) pro Jahr als Pflaster dafür rüberkommen. Klar, Letztlich ist das eine Augenwischerei – was sind schon 4 oder 5 Prozent Dividende – es fühlt sich aber irgendwie besser an. Und irgendwie musste ich die Liste ja weiter eindampfen.
Waren aber immer noch zu viele Werte. Da wurde es zugegeben ein wenig technisch. Denn ich hab mir angeschaut wie denn die Bewertung der einzelnen Werte ist, genauer gesagt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV. Ist ja kein Hexenwerk, findet man auf jeder zweiten Seite im web.
Ich hätte auch Cabbage den Anlagenberater reaktivieren können (siehe WhoIsWho).
Und dann hatte ich die ersten Kandidaten die ins Depot gewandert sind:
- Deutsche Post (WKN 555200)
- Deutsche Pfandbriefbank (WEKN 801900)
- Hannover Rück (WKN 840221)
- Puma (WKN 606960)
- RWE (WKN (703712)
- Allianz (WKN 840400)
Abgerundet hab ich es mit ein paar XTrackers auf den MSCI und den EuroStoxx, weil, weil, weil … mir danach war, und ich irgendwas nicht todlangweiliges im Depot haben wollte, wo einem die Füße absterben wenn Du sie auflistest, und mit denen Du garantiert keine Frau rumkriegst.
Der Rest lungert auf der watchlist herum, und ich kaue noch ein wenig drauf rum. Da sind so Helden dabei wie
- Freenet (WKN A0Z2ZZ)
- Siemens Healthineers (WKN SHL100)
- Microsoft (WKN 870747) die aber schon über den XTracker MSCI mit im Depot ist
- Lufthansa (WKN 832212) auch wenn der Chart mich an sich wegrennen läßt
- TUI (WKN TUAG00)
- Novartis (WKN 904278)
- Societe Generale (WKN 873403) accents nach Bedarf einfügen, ich bin zu faul dafür
Ist auch eine illustre Mischung und sind sicher auch keine Straßenfeger – aber nach denen suche ich ja auch gar nicht. Lieber habe ich es entspannt und … naja, langweilig.
In der Vergangenheit bin ich relativ gut damit gefahren das Depot mal für ein oder zwei Jahre völlig vergessen zu können und mehr so durch Zufall wieder dran zu denken. Und bei den Werten die ich zuvor hatte haben rund drei von vier mir die Vernachlässigung auch überhaupt nicht übel genommen. Also hat es nicht aua gemacht als ich im Oktober alles ohne ansehen verkauft habe – im Gegenteil, wer freut sich nicht über fast +30% für die er an sich nix getan hat. Insofern hab ich immerhin wohl nicht alles falsch gemacht. Und mehr pseudo-technisches Brimborium hab ich auch noch nie gebraucht.
Nu ist bissle mehr als das halbe Depot wieder gefüllt, und der Rest wird sich noch finden. Kandidaten sind ja genug da, und wenn ich würde zocken wollen, würde ich mir Werte mit KGV 40 oder mehr ins Depot legen, und dafür dann nicht mehr schlafen können.
Es ist meiner Meinung nach übrigens ein Irrtum zu denken, man müsse mindestens den Gegenwert eines Mittelklassewagens im Depot versenken. Wenn ich so zurückdenke, dann hat das ganze mal angefangen mit 1000 Mark glaub ich (ja, die gab es mal, irgendwann nach dem Krieg). Selbst wenn die ersten Jahre dabei rückwirkend unter dem Strich nicht viel raus kam, der Lerneffekt war enorm. Klar hilft es wenn man zum addieren von Zahlen nicht die Finger braucht, aber es hilft noch mehr sich selber einen Kopf zu machen und was zu probieren und zu lernen solange es noch vergleichweise billig ist Fehler zu machen.
Mittlerweile und über die Zeit ist das Depot natürlich deutlich umfangreicher geworden und hat eine für mich respektable Größe erreicht – nicht nur durch Dividenden die ich ja schon immer cool fand, oder weil ich so ein goldenes Händchen hätte, aber ich würde nie anfangen wollen mit einem Depot der Größe die meins jetzt hat, wenn ich noch ein absolutes Greenhorn wäre.
Was mir zunehmend hilft ist ein Gefühl dafür zu entwickeln was wichtige Nachrichten sind und was belanglose news sind – wenn es um Aktien geht, aber auch sonst. Das scheint eine immer wichtigere Kompetenz zu werden im allgegenwärtigen Meer von Mist durch den man täglich waten muss um ein Körnchen Interessantes zu finden.
Auch interessant an der ganzen Sache ist, das der newsfeed auf dem handy sich von Kochseiten hin zu den üblichen Kandidaten an weitgehend ahnungslosen und reisserischen Börsenwebsites verwandelt hat, seit ich mich wieder damit befasst habe. Find ich ein wenig beunruhigend, aber irgendwie auch lustig. Ich überfliege den Kram sogar ab und zu, weil manchmal bringt er mich auf Ideen – nur das dort gehypte Zeug würde ich nicht mal mit feuerfesten Handschuhen anfassen wollen. Es ist schon erschreckend zu lesen wie wenig Ahnung man anscheinend haben muss um im Newsfeed von google aufzutauchen. Aber jeder so wie er mag.
Ach so ja, bevor ich es vergesse: Nix Anlageberatung, is sich nur gelangweilte Info – Du verlieren Kohle dann Du selbst schuld, is klar ? Wenn Du gewinnen Kohle, dann Du schicken mir Kekse wenn mögen.