Zwei Wochen in Einzelzellen lassen einen ein ganz neues, wunderbares Gefühl von Dankbarkeit erleben.
Darüber, nicht mehr über endlose, immer mit irgendeinem hässlich gemusterten, fleckabweisenden Teppichboden ausgelegte Gänge bis zum Zimmer latschen zu müssen. In denen der gleiche hässlich gemusterte, fleckabweisende Teppichboden liegt.
Darüber, mit noch oder schon geschlossenen Augen den Weg zu finden, ohne im Flur in einen Wäschewagen zu rumpeln – egal zu welch unchristlicher Zeit Du aufschlägst.
Darüber, nicht als erste abendliche Handlung die auf Stufe 27 stehenden Heizkörper runterschalten und das Fenster quer aufmachen zu müssen während Du was essen gehst.
Für Hadschi 100 Meter vom Hotel, der offiziell bis 12, inoffiziell bis eins auf hat und Dir nach nur einem Blick statt zu fragen ein Menú a la Cheffe macht während Du Dich bemühst, nicht von der Bank zu kippen.
Für den Kindle, der eine prima Damenhandtasche wäre, weil sein interner Akku viel grösser sein muss als das kleine Gehäuse es physikalisch zulässt.
Über die Tatsache, nicht länger monströse, fluffige Daunen-Kopfkissen minutenlang boxen, falten und verwurschteln zu müssen um zu verhindern, des nachts in ihnen einfach zu ersticken.
Über Fernseher, die beim Einschalten nicht jedesmal auf die Standardlautstärke ’schwerhörig‘ schalten sondern sich merken, wie sie vorher eingestellt waren.
Darüber, nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit an der Hotelrezeption Damen vorzufinden, deren ins Gesicht gefräste Freundlichkeit eine schon fast widerliche Wachheit zeigt, während Deine Augenringe unterhalb der Mundwinkel hängen. Und die Dich dazu zwingen, zumindest minimale soziale Interaktion aus der Schublade ’nabend‘, ‚moin‘, ‚Ja, Scheisswetter‘ zu betreiben.
Darüber, nicht mehr das am wenigsten zerknitterte saubere Hemd aus dem Koffer puhlen zu müssen während der Stapel getragener Hemden auf der als Kinderschreibtisch getarnten Ablagefläche langsam mannshoch wird.
Darüber, dass Dir Frühstücksbuffets auch dann egal sein können, wenn sie im Preis inbegriffen sind und Dich alle anderen anschauen, als wärst Du verrückt sobald Du erklärst, sechs Uhr früh sei einfach eine zu gefährliche Zeit um mit Messer und Gabel umzugehen.
Für Petrus, den grossen Komiker, der mit den Schneesturm wenigstens solange gewartet hat, bis Du 100 Kilometer vor dem Raumdock warst. Der Dir allerdings bevor es schneite sämtliche sonst grundsätzlich verschollenen Räumfahrzeuge und fahrbaren Salzstreuer zweier Bundesländer vor die Nase gesetzt hat.
Und nicht zuletzt über den Platz. Gut, es fehlt noch ein Hirnreset, um nach dem Austehen nicht gegen die Wand zu rennen, weil das Bad eben nicht mehr drei Meter links vom Bett liegt.
Stellengesuch:
- Haushaltshilfe. Waschen, Bügeln, Falten, Sockenmemory. Kochkenntnisse nicht erforderlich. Spätere Heirat ausgeschlossen. (Edit: Teilweise erfolgsabhängige Vergütung)
ToDo:
- Hausfrauenrallye
- Raumschiff-Entsiffung. Die Leergutparade im Fussraum hinter dem Fahrersitz klappert nicht mal mehr, wenn man über Bahnschwellen holpert.