a life less ordinary ?

the egghead diaries


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Handchirurgie für alle

[Franken, von unserem online-Experten Bitkönig Erwin Peanuts]

Welcher in einem mittelständischen Unternehmen Beschäftigte kennt es nicht: Irgendso ein pickelgesichtiger, ungewaschen wirkender Hornbrillenträger aus der IT hat beschlossen, dass man seine Passwörter alle Monate wechseln muss. Weil das so muss. Und weil ihm schon lange niemand mehr die Schienbeine blutig getreten hat, hat der selbe nachtaktive Pizzakartonstapler es so eingerichtet, dass man nicht mal die alten Passworte recyceln kann sondern sich jedesmal neuen Stuss ausdenken und merken muss. Vermutlich damit niemand an den hochgeheimen Speiseplan der betriebseigenen Fütterung dran kommt, und etwa alle fehlenden Gewürze mit bringt. Oder gleich sein eigenes Leberwurschtbrot.

Aber nach dem für den Sommer angekündigten Erscheinen von Windows 10 wird das vorbei sein. Denn keine fünf Jahre nach dem Rest der Welt konnte sich auch Microsoft nicht länger der allgemein um sich greifenden Idiotie verweigern, und führt biometrische Erkennung ein. Unter dem schicken Namen „Passport“.

Ich höre zwar schon jetzt Horden von Anwendern hilflos fragen, was denn der Unterschied zwischen „Passwort“ und „Passport“ sei. Aber das ist egal. Denn dann wird man endlich seinen schokoladenverkrusteteten Daumen nicht mehr nur dafür verwenden können seine Apple-Eieruhr komplett einzusauen, sondern auch um an seinem Blechotto Katzenbilder anzugucken oder mails zu lesen.

Aber ich sehe da ein schweres Problem auf uns zu kommen. Und wie ich meine Pizzaschachtelstaplerkollegen so kenne, haben sie dafür noch keine geeignete Strategie entwickelt.

Die allgemeine Produktivität der Wirtschaft wird daher 10 Monate nach Einführung von Windows 10 dramatisch einbrechen und binnen vier Wochen auf null sinken. Weil den Bedienern die Finger ausgehen. Und unser Wirtschaftministerpfannkuchen wird teure Studien in Auftrag geben, wieso dieser Produktivitätseinbruch im Schreinergewerbe bereits einige Monate vorher eintrat.

Sigmar, bevor Du wieder Mist baust müssen wir reden.


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Huch …

Nach einem brutalen Montag schaue ich gegen 16 Uhr erstmals die Newsseiten durch um herauszufinden was ich schon ahnte, nämlich dass in der Welt nix Wichtiges passiert ist – abgesehen natürlich von dem griechischen Fatzke dem täglich irgendein Furz quer liegt, und irgendeiner Y-Prominenten, die keine Hosen trägt.

Und weil mir zu diesem Zeitpunkt mindestens 5 Eimer Kaffee fehlen stolpere ich dabei irgendwie auch über Focus Online. Früher gehörte die Seite mal zu meinem täglichen Programm. Und ich weiß nicht woran es liegt – an meinen Ansprüchen oder weil sie nur noch Aushilfsredakteure und „online-Experten“ beschäftigen – jedenfalls kommt mir die Seite inhaltlich so beschissen daher wie die BILD, nur in etwas weniger aufdringlicher Schriftgrösse.

Aber egal, drei Sekunden später hatte ich meinen Fehler bemerkt und das nächste bookmark angesurft.

Und während ich noch das Schicksal der keine Hosen tragenden Y-Prominenten atemlos verfolgte, meldet mein koffeinunterversorgtes Kleinhirn, dass auf der letzten Seite irgendetwas komisch gewesen wäre.

Zurück geblättert. Mit dem linken Auge den griechischen Fatzke wieder gesehen. Bis mein getrennt operierendes rechtes Auge sich an einer kleinen Meldung in der rechten Spalte festsaugt: Der DAX steht über 12.000 Punkten. Und der MDAX über 21.000.

Momenterl mal. Häh ?

Kurz überlegt. Ich habe ungefähr sechs Werte im Depot. aus beiden Indizes. Welche ? Keinen Schimmer. Nicht ohne eine Badewanne voller Kaffee.

Broker aufgemacht. Wenn ich es schon nicht weiß, der sollte es wenigtens wissen. Das ellenlange Passwort ist zum Glück innen neben meine Fontanelle tätowiert, also keine Probleme hier.

Oha, 72 ungelesene Nachrichten. Kommt hin, ich war seit gefühlt vier Monaten nicht mehr eingeloggt gewesen.

Aha. Thyssen Krupp ? Ok, ja da war was. Infineon ? Keinen Schimmer wie die da rein gekommen sind aber wird schon stimmen wenn es da steht. Und unten, neben dem Haufen Staub im Eck liegt auch noch ein zerknitteres angefangenes Paket Saftschubbsen rum. Wo der Rest davon geblieben ist entzieht sich komplett meiner Kenntnis, muss ich wohl irgendwann letztes Jahr rausgeschmissen haben. Oder es war übler Mottenfrass. Bin zu faul um nachzuschauen – steht bestimmt in den 72 Nachrichten. TUI ? Ja, jetzt erinnere ich mich, das sind die anderen Saftschubbsen. Könnt gut sein, dass deswegen die Lufthansa-Tomatensaft-Servierinnen mehrheitlich übern Jordan gegangen sind. United Internet ? Stimmt, von Marcel SchiessMichTot hab ich auch schon länger nix mehr gehört, wie geht’s dem Deppen eigentlich ?

Unterm Strich hat es nicht gestört sich monatelang so gar nicht drum gekümmert zu haben. Es ist scheinbar ein super ausgewogenes Depot. Vier der nur fünf Werte sind 30-40% im plus, bis auf die Original-Saftschubbsen natürlich, die sind 30% in den Miesen. Ich bin mir fast sicher die waren auch mal im plus. Hmm. Wir sehen uns im Sommer. Oder früher, falls der irre Iwan doch komplett das Spinnen anfängt.


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Wie man eine halbe Million finanziert – oder nicht

An sich ist es ja eine ganz einfacher Sache: Du gehst zur Bank, legst ihnen ein Expose auf den Tisch, und willst von ihnen eine knappe halbe Million. Es ist der 19.02.2015. Und es ist natürlich nicht ganz so einfach, wie sich herausstellen wird, Du naiver Idiot.

Weil Du eh grad bei Deiner Hausbank bist – wo Du seit 30 Jahren sämtliche Geschäfts- und Privatkonten hast – denkst Du Dir „hey, wieso frage ich denn nicht gleich mal die, ist doch naheliegend, die sind eh die Anbieter von der Hütte, also was soll’s.“.

TL;DR : Scheissidee. Beschissenste Idee, ever. Weil das ist keine Bank. Das ist ein Heim für schwererziehbare Wollmäuse. Und nun die Langform:

Deine Hausbank, nennen wir sie mal „Spasskontenverwaltung“ (eventuelle Ähnlichkeiten mit den Namen realer Geldinstitute sind selbstredend rein zufällig) macht einen Termin mit Dir aus. Zwar bewohnt sie einen gigantischen 70er-Jahre-Bau mitten in der Stadt, in dem gefühlt 30% der 100.000 Einwohner arbeiten (die anderen 70% arbeiten entweder beim Schimpansenamt oder bei der Bank mit angeschlossenem Elektroladen), trotzdem schafft man es nicht, Dir vor dem 25.02. einen Termin zu geben.

„Sie müssten aber bitte die Selbstauskunft mitbringen.“

„Äh, Momenterl mal, ich bin seit 30 Jahren Kunde bei Ihnen, Sie sollten besser als ich wissen, wie es um meine Finanzen steht !“

„Ja, aber wir brauchen das.“

„Gut, dann füllen wir das meinetwegen miteinander aus, wenn ich bei Ihnen bin.“

„Das wird aber schwierig, weil das ist viel.“

„Viel ? Salden, Verbindlichkeiten, Sicherheiten, was kann daran viel sein ? In der Bilanz vom letzten Geschäftsjahr steht doch alles drin.“

„Es sind sechs Seiten. Die sollten Sie bitte runterladen und schon mal ausfüllen. Ja ich weiss das ist viel … rumdrucks.“

Die Sachbearbeiterin ist sichtlich gefangen zwischen der für jeden denkenden Menschen ersichtlichen Idiotie und dem Idioten weiter oben in der Nahrungskette, der das Machwerk verzapt hat.

Zu diesem Zeitpunkt hast Du bereits Blutdruck. In die kritischen Bereiche pfeiffender Herzkranzgefäße kommt er allerdings erst, als Du das Werk runtergeladen und Dir durchgelesen hast.

Freunde, mal ganz ehrlich, Euch geht an was ich an Einnahmen habe, und an Ausgaben. Aber es geht Euch einen Scheissdreck an, ob ich z.B. Beteiligungen an Firmen habe, oder Aktien, und noch weniger, an welchen. Und wiederkehrene Posten danach zu unterteilen, ob sie bereits in der BWA der Steuertante drin sind oder nicht (z.B. Leasingfahrzeug) … hey, Ihr wollt knapp 15.000 Euro alleine dafür haben, dass ich die Hütte von Euch kaufe – das ist also verdammt noch mal Eure Aufgabe, nicht meine.

Nachdem Du dies bereits im Vorfeld des Termins per Telefon kundgetan hast warst Du nicht besonders überrascht, zum Termin nicht eine sondern gleich zwei Grazien vorzufinden – eine verständnisvolle Kundenbeschwichtigerin und eine, die die Arbeit machen soll.

Und nachdem Du nur eine gute Stunde damit zugebracht hast ihnen dazulegen, was von den sechs Seiten sie alles nichts angeht und es eine Frechheit sei dies überhaupt wissen zu wollen – und dass sie entweder damit klar kommen oder es lassen sollen – verabschiedest Du Dich, um auf ein Angebot zu warten, das man Dir – selbstverständlich „nach Prüfung“ auch zusagt.

Dieses Angebot schlägt bei Dir am 03.03. ein. Das ist eine Woche nach dem Termin. Und es schlägt nur als inoffizielle mail ein, weil die konzerneigenen Brieftauben alle noch im Süden sind, wo es wärmer ist. Oder es vielleicht der Vorstand persönlich ausliefert, weil er sowieso nicht viel zu tun hat, wie man später sehen wird. Zeitgleich kommt ein Anruf.

„Also ich habe Ihnen jetzt mal unser Angebot geschickt. Aber ich weiß ja, Sie wollten noch mit einer anderen Bank sprechen drum sage ich es gleich dazu: Bevor Sie dort unterschreiben rufen Sie mich bitte noch mal an.“

„Äh, wieso ?“

„Weil wir bei den Konditionen noch ein bisschen was machen können.“

„Aha. Und wieso schicken Sie mir nicht gleich ein richtiges Angebot sondern eins, das sowieso Makulatur weil zu teuer ist ?“

„Brabbelbrabbelbrabbel, Vorschriften, blah, Nahrungskette, blah Sachbearbeiter“ … Du hast längst aufgehört zuzuhören und bearbeitest hektisch die allwissende Müllhalde, um die aktuellen Kreditkonditionen für 10 Jahre, 10% Sondertilgung p.a. zu ermitteln.

Zeitgleich mit ihrem Sermon bist Du damit fertig und verabschiedest Dich mit zwei Zusicherungen: Zum einen, noch einmal anzurufen, zum zweiten, dass das nächste Angebot besser aus der Kategorie „Don Corleone“ sein sollte, also unmöglich abzulehnen.

Drei Minuten später telefonierst Du mit der Bank, bei der Du schon damals die erste Wohnung finanziert hattest. Nennen wir sie mal „RelaxiCash fürs Volk“. Auch hier ist der Name selbstverständlich nur ausgedacht – was weiß ich denn wie die wirklich heissen. Bisschen smalltalk, blabla … „wie schaut es denn aus, ist morgen 10:30 Uhr ok für Sie ?“

„Si si, 10:30 Uhr, ich bring das Expose mit, ok ?“.

10:30 Uhr: Nach kurzer Begrüssung und dem Versuch rauszufinden wann man sich zuletzt gesehen hat betritt man einen der Konferenzräume. Die Akte liegt schon da, Du wirfst nur noch das Expose auf den Stapel.

10:45 Uhr: Nachdem Du gefragt wurdest was Du monatlich zahlen willst, wie viel Du haben willst und wie lange es laufen soll, und ob 15 Jahre Festschreibung auch eine Option wären, geht man wieder über zu smalltalk.

10:52 Uhr hast Du eine Zahl. Und versuchst mühsam, Deine Gesichtszüge im Griff zu behalten. Dummerweise fragt er Dich:

„Na, wie liegen wir denn damit im Rennen ?“

„Öhm, also aus jetziger Sicht gar nicht schlecht.“ ist das einzige was Du raus bringst.

Denn diese Zahl liegt glatte 0,3% unter dem Angebot der … Moment ich muss hoch blättern … Spasskontenverwaltung. Im ersten Wurf. Ohne dass Du einen Hinweis gegeben hättest was die angeboten hatten. Und ohne auch nur eine überflüssige Frage zu stellen. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen:

Der eine versucht Dich mit 1,6% abzuspeisen (was ohnehin über dem Markt liegt), nachdem er geschlagene 10 Tage dafür gebraucht hat, und Dich zu einem datentechnischen striptease überreden wollte. Und sagt gleich dazu, dass es Murks ist.

Der andere bietet Dir ohne zu zucken aus dem Stand 1,3%. Unverhandelt.

Um 11.17 Uhr bist Du wieder im Raumdock und rufst wie versprochen die Dame bei der … Moment … achja … Spasskontenverwaltung an.

„Grüss Sie, Frau Sachbearbeiterin. Also ich hatte mich ja schon gewundert als ich Ihre mail gelesen hatte, aber nu weiß ich ganz genau, dass Sie mich über den Tisch ziehen wollten. 1,6% nach dem Aufruhr ? Ich hatte innerhalb von nicht mal 30 Minuten eine Zusage von 1,3% und die einzige Frage war, wie es mir denn so geht !“

„Ja, Herr Bitkönig, sehen Sie, ich darf ja nur blablabla, aber ich werde … blablabla Vorstand reden. Blah.“

„Gut, machen Sie das.“

Sieben Minuten später klingelt das Telefon. Die Frau Sachbearbeiterin ist dran.

„Also, blablabla … Vorstand bla, geredet … wir können Ihnen 1,25% bieten.“

Du merkst wie Dein Blutdruck schon wieder hoch geht.

Du willst sagen: „Hört mal zu Ihr Idioten, wenn Ihr doch beim Ausdrucken schon wisst, dass Euer erstes Angebot Bullshit ist, und nur ein Volltrottel es überhaupt in Erwägung ziehen würde, und Ihr mir schon dazu sagt, dass man es nachverhandeln kann, wieso zum Teufel müssen wir dann diesen idiotischen Tanz aufführen ? Wieso macht Ihr mir nicht gleich ein vernünftiges Angebot, das nicht nach Betrug riecht ? Und by the way: Wenn Ihr Vorstand angeblich binnen sieben Minuten 1,25% abnicken kann, dann hat er scheinbar nicht wirklich viel zu tun, und Sie sollten mal an Ihrer Organisation arbeiten. Oder er sollte vielleicht die Post ausliefern.“

Aber Du sagt stattdessen: „Interessant. Aber ich frage Sie noch einmal wieso Ihr Haus nicht gleich mit vernünftigen Konditionen rüberkommt, sondern erst wenn ich Ihnen die 9mm an den Kopf setze.“

„Blablabla … Kontingent … blabla Kreditsachbearbeiter … bla.“ Du hörst nicht zu, weil es ohnehin nur das übliche Gestammel ist.

Und nu sitze ich hier. Und überlege, ob ich die „Spasskontenverwaltung“ trotz der nunmehr geringfügig besseren Konditionen, nicht einfach aus Prinzip abblitzen lasse, und damit zur „RelaxiCash fürs Volk“ gehe, auch wenn es mich nen knappen 50er mehr im Monat kostet. Weil ich es als Unverschämtheit empfinde, mit einem Federstrich die Konditionen um rund 20 Prozent nachzubessern … aber erst nachdem Du nachfragst.

In mir drin herrscht der Eindruck, wenn ich das annehme, dann unterstütze ich ein in meinen Augen miserables, unwürdiges, und für mich verachtenswertes Vorgehen. Ich denke ich werd mal drüber schlafen müssen.

Nachtrag: Das Schreiben an den Vorstand der „Spasskontenverwaltung“ ist in meinem Kopf bereits fertig formuliert – egal wie ich mich letztlich entscheide. Ich weiß nur noch nicht, wem ich alles eine Kopie davon schicken werde.

Nachtrag: Ich habe gelogen, sagt meine Telefonanlage. Es waren nicht 7 Minuten, sondern 9 Minuten. My bad.