John Wayne in der Wohnsiedlung. Gestern war die Lieferung angekommen, Kundenbeistellung, zwei Barcodescannerpistolen samt Basestations. Sowas ist so ein bisschen wie Weihnachten für nerds, viele Kabel, unverständliche Anleitungen, die aus dem schwedischen ins taiwanesische und von dort nach pidgeon-Englisch übersetzt wurden. Aber gestern war ja des capt’ns Lampenladen am Start, und danach hatte er keinen Bock mehr auf weitere Kabel.
Also sass er heute an seinem Blechotto in einem Berg von Verpackungsmaterial und versuchte, das Graffl an den Start zu bekommen. Mit Netzteil und Strippen kann man nicht viel falsch machen, außerdem hat er das schon oft genug gemacht, auch wenn es Jahre her ist. Er wusste, beim letzten mal war er vor irgendeine Wand gelaufen die ihn hinderte, im ersten Versuch ans Ziel zu kommen. Aber er konnte sich nicht mehr erinnern was das gewesen war, und die Aufzeichnungen aus der Zeit sind auf Steintafeln im Archiv.
Natürlich klappte es im ersten Versuch nicht. W7-64 auf dem Host, USB->COM-Treiber, das ganze durchgeschliffen an eine XP-VM, das muss nicht zwingend im ersten Versuch klappen, dachte er sich. Und diagnostizierte. Und diagnostizierte. Und diagnostizierte noch ein bisschen. Hmmm, alles ohne Befund, sollte gehen. Ging aber nicht.
Schlußendlich machte er sich daran, die paar Waschzettel mit der Anleitung zu studieren – also sie im Kopf in etwas zu übersetzen, das irgendwie Sinn ergibt. Und plötzlich gelangte er an die gleiche Stelle, die ihn schon vor Jahren ereilt hatte: In dem winzigen Tütchen, in dem die Antenne steckt, ist neben der Antenne das wichtigste Teil der ganzen Klapperatur. Was man aus dem Text aber eher erahnt als erfährt.
Merke: Wenn Du in einem halben Kubikmeter Verpackungsmaterial ein 4×2-cm grosses Barcodeetikettchen findest dann merk Dir, das Dingelchen ist das einzige, das wirklich wichtig ist, denn es macht die Basestation mit dem Scanner bekannt, der Rest ist Schwund. Und das Dingelchen entknitterst Du, pappst es in die vorgesehene Aussparung in der Basestation, und scannst es einmal. Und alles wird gut.
Alles, bis auf die Tatsache, dass der Quittierungston Deine Trommelfelle zum platzen bringt. Beim ersten *TÜÜÜHÜÜÜT* ließ er vor Schreck den Scanner fallen – wie gut, daß er industrietaugliche Ware bestellt hatte, die auch aus zwei Metern noch aufschlagen kann ohne Schaden zu nehmen.
Anschließend scannte er eine Stunde lang alles, was nicht bei drei auf dem Baum war und konsultierte den Beipackzettel um irgendeine Möglichkeit zu finden, das Ding leiser zu machen. Ob es gelungen ist weiß er nicht sicher, vielleicht haben seine Trommelfelle auch irgendwann einfach nachgegeben.
Das einzige was stört ist ist die Tatsache, dass der scanner sich weigert, barcodes direkt vom Screen zu scannen. Und so saß der capt’n einige Zeit und einen halben Regenwald später in einem Meer von Ausdrucken, auf denen sämtliche Varianten von Code39, Code 128 und 2of5 interleaved als Strichelchen ausgedruckt waren.
Nachdem alles hinreichend eingesaut war dachte er es sei Zeit, den Bäcker des Vertrauens aufzusuchen und ein Frühstück zu organisieren. Dort angekommen betrat neben ihm der Lieferant den Laden, der mehrmals am Tag frische Ware aus der Backstube in die Filiale bringt. Vor sich her schob er einen Wagen voller Körbe mit leckeren Sachen.
Als die Verkäuferin den capt’n fragte, was er wünsche, erscholl zeitgleich ein lautes *TÜÜÜHÜÜÜT* gekoppelt mit zwei weiteren Signaltönen aus wenigen Metern Entfernung.
Und der capt’n antwortete wahrheitsgemäß, allerdings nicht ganz passend zur Frage: „EAN 128, erfolgreich gelesen“
Er braucht schon wieder einen neuen Bäcker. Der Blick der Verkäuferin war unbezahlbar. Aber er zeigte eindeutig, dass sie ihn nun endgültig für ein Alien hält.