„Bin ich eigentlich dieses Jahr schon Cabrio gefahren ?“
„Mhmmmm. Nein. Das war vergangenes Jahr.“
„Echt ?? … Es ist Federweisser-Zeit.“
„Und Federroter. Und super Wetter.“
„Darf aber kein Outlet auf dem Weg liegen.“
„Mhmm. Dafür wohnen wir falsch, in Richtung Wein liegen überall welche. Und östlich beginnt der Balkan.“
„Wie weit ist es eigentlich nach Dresden ?“
„Geschätzt 320. Ist aber nicht so die primäre Weingegend.“
„Ist eh zu weit.“
„Nicht, wenn wir um 7 losfahren.“
„Ok !“
… also stellst Du Freitag nacht um zwei sämtliche Alarmmaschinen auf Samstag sechs Uhr früh.
Reitest auf einem frischen Pferd nach Dresden, das Du gestern am Nachmittag noch fieberhaft entsifft hattest.
Führst Dir vorher noch zwei Vogelbäder Kaffee ein um wieder zu wissen, welcher der benötigte rechte Fuß ist. Denn Du wirst den Weg hin fahren.
Was Dich nicht davor rettet, drei Stunden und zwei Schrottochinos später irgendwo auf dem Weg in die Innenstadt plötzlich recht alleine unterwegs zu sein. Weil Du nämlich nicht mehr auf der Fahrspur fährst wie alle anderen, sondern auf den in der Mitte liegenden, von der Strasse abgetrennten, doppelten Strassenbahnschienen. Souverän fährst Du an der Haltestelle vorbei, grüßt die Dir entgegenkommende Strassenbahn, und fädelst Dich zwei Kilometer weiter wieder in den langweiligen fließenden Verkehr ein. Die Werbung hatte vollkommen recht. Auch wenn es kein Opel ist, das Raumschiff fährt wie auf Schienen. Muss nur vor dem nächsten Besuch vielleicht auf gelb umlackiert werden, um zwischen den anderen Strassenbahnen nicht so furchtbar aufzufallen.
Schaust Dir am schönsten Tag des Jahres den Zwinger, die Frauenkirche (nachdem wir zunächst in die falsche reingerannt waren) und die Semperoper an.
Probierst sämtliche im Innenstadtbereich liegende Cafes aus. Am alten Markt ist der Schrottochino am besten, am Postplatz der Kuchen. Verfluchst das allgegenwärtige Kopfsteinpflaster, weil die Dir fehlenden Bänder im Knöchel da massiv stören.
Fährst rüber zum Blauen Wunder (das inzwischen nicht mehr türkis sondern eher graublau ist, aber immerhin noch nicht eingestürzt) und fährst fast an der neuen Waldschlösschenbrücke vorbei, weil sie so unglaublich flach ist, das sie kaum auffällt.
Dann setzt Du Dich auf den Beifahrersitz, und läßt sie sich den Rückweg über austoben. Es gibt keine Gespräche mehr. Und von der Musik die aus den Brüllwürfeln tönt, hörst Du höchstens noch jeden dritten Takt.
Bei Bayreuth geht die Sonne unter. Es wird kühl, und der Deckel wird zugemacht.
Und dann geschieht die Metamorphose. Waren 200 offen vorher das Ziel der Übung dem man sich behutsam genähert hatte, werden sie nun vollkommen aus Versehen erreicht. Und gehalten. Bis plötzlich ein etwas überraschtes Keuchen vom Fahrersitz kommt:
„Huch. Wie schnell war ich denn gerade ?“
„Weiß ich nicht. Ich sehe nur den Drehzahlmesser.“
„Der ist so leise ! Da merkt man das gar nicht !“
… dass da deutlich über fünfeinhalbtausend Touren anstanden und das somit mehr als 225 gewesen sein müssen, behältst Du für Dich. Dass wir auf der gesamten Strecke von genau einem Auto überholt wurden, auch.
Auch wenn ich alle bis in die Socken bin und auch noch nicht weiß, wie ich nachher aus der Badewanne in der ich gerade liege wieder rauskommen soll, sowas sind herrliche Tage. Und das anschließende Grinsen in ihrem Gesicht ist jedes Jahr wieder einfach unbezahlbar.