Der capt’n schussert gemütlich bei schönstem Sonnenschein über Bayerns Landstrassen, lässt den coolen raushängen, den Wind durch die Haare rauschen, und denkt an … nichts. Oder Sex. Oder Essen. Oder Sex. An was man halt so denkt, während man mit offenen Augen schlafend wohlbekannte Routen fährt. Sein Handy bimmelt. Die Freisprecheinrichtung übernimmt und bimmelt ebenfalls. Der capt’n fühlt sich gestört.
„castagir“ bellt er in die Gegend des Mikros.
„Bolizeibräsidium Erfurt, Mühlbauer, juten Dooog.“ plärrt die Freisprecheinrichtung gegen das Rauschen des Fahrtwinds zurück.
„Äh … hallooo.“
„Oh die Verbindung ist ober schlechd. Sind Sie der Halder des Fahrzeuchs *knirschknartzrausch* 1701-D ?“
Man verständigt sich schreiend.
„Was ich davon verstanden habe klingt ganz nach meinem Raumschiff, ja.“
Mühlbauer wechselt auf das, was er für hochdeutsch hält.
„Und Sie sind der Herr castagir?“
„Yupp, höchstselbst.“
„Dann habe ich eine gute Nachricht für Sie: Wir haben gestern abend Ihr Fahrzeug sichergestellt !“
“ … ???“
Der capt’n reisst die Augen auf und überlegt fieberhaft.
Hat er im Tran auf dem Parkplatz wieder das falsche Auto aufgebrochen und bestiegen ? Ist die Fussmatte vor seiner Wohnungstür in Wahrheit ein Zeitreiseportal, er ist in der Vergangenheit gelandet und man teilt ihm jetzt mit, dass sein Auto in Zukunft geklaut werden wird ? Oder ist es die versteckte Kamera und Kurt Felix krabbelt jeden Moment aus dem Handschuhfach?
Eins wie’s andere erscheint ihm prinzipiell plausibel – ein kurzer Rundblick durchs Raumschiff zeigt dem capt’n jedoch, dass die Kaffeetropfen auf der Mittelkonsole die gleichen sind wie gestern, und auch die Fahrzeugfarbe ist zumindest korrekt. Er will sich keine Blösse geben und blökt zurück:
„Hmmm ja … das freut mich aber ?“
„Und so schnell, da guggen se mol.“
Mühlbauer ist stolz und happy.
„Jaha, in der Tat, ich bin selber erstaunt.“
Nachdem Kurt Felix nicht aus dem Handschuhfach kommt nimmt der capt’n mittlerweile die Variante mit der Zeitreise als hochwahrscheinlich an.
„Nur zur Kontrolle, Herr castagir, wissen Sie noch, was Sie alles im Fahrzeug hatten, als es gestohlen wurde ?“
„Äh, also, gestohlen … ja, also im Kofferraum war eine Notebooktasche, und eine halbleere Sprühflasche Auftauflüssigkeit für die Scheiben. Und im Handschuhfach waren drei Kondome, und die Betriebsanleitung.“ nuschelt er.
„Waaaaas ?“
„Notebook, Sprühflasche, Betriebsanleitung im Handschuhfach!“ schreit der capt’n.
„Achso, ok, die Verbindung ist wirklich lausig. Also ein Notebook haben wir nicht gefunden.“
„Das ist nicht schlimm, das ist in meinem Kofferraum.“
„Nein, eben nicht!“
„Soll ich anhalten und nachschauen ?“
Schweigen am anderen Ende. Mühlbauer sammelt sich offenbar.
„Gut, also noch mal von vorne. Sind Sie der Halter des Fahrzeugs NCC 1701-D?“
„Ja, bin ich. Und ich bin der Herr castagir. Und bevor wir nochmal die ganze Runde machen: Ich sitze gerade drin. Es sei denn das was Sie haben ist schöner, dann nehm ich Ihres im Austausch.“
„Oh, das könnt‘ hier auch MCC 1701-D“ heissen. Und es ist ein Corolla Kombi, Baujahr 2003.“
„Den können Sie behalten … warum haben Sie den überhaupt angehalten ? Wer vermisst sowas ?“
„Entschuldigen Sie die Störung, Herr castagir, aber ich muss jetzt den richtigen Halter raussuchen und anrufen.“
„Viel Erfolg! Aber wenn Sie einen Carrera S4 Cabrio reinkriegen, können Sie mich gerne wieder anrufen, ok ?“
*klick*
Daheim angekommen teilt des capt’ns Anrufbeantworter ihm mit, dass Herr Mühlbauer vom Bolizeipräsidium Erfurt beim ihm zuhause angerufen hätte um ihm mitzuteilen, man hätte sein Auto gefunden. Und er möge dringend zurück rufen, falls man keine Mobilfunknummer von ihm fände. Er überlegt noch, ob er sich trauen und nachfragen soll, ob sie mittlerweile andere Modelle reinbekommen haben.