Das Restaurant zum goldenen M ist betrübt. Es beklagt die Tatsache, dass nicht mehr Kunden kommen – sondern ein paar weniger als vergangenes Jahr. Zeit, dem am Hungertuch nagenden Unternehmen Trost zu spenden.
Lieber Ronald McDonald,
mit tiefer Anteilnahme habe ich die erschütternde Nachricht vernommen, dass Du 2012 nur 3,2 Mrd. Euro verdient hast – ich glaube das nennt man zurecht „arm trotz Arbeit“.
Ich würde Dir gerne helfen. Aber weißt Du, das ist über die Jahre und Jahrzehnte immer schwerer geworden. Es ist ja nicht so dass ich Burger generell als Teufelswerk verdammen, oder kugelförmige Kunden zu Salat missionieren wollen würde – nein, ich mag z.B. einen Chili-Cheese-Burger, oder zwei oder drei. Es ist ein festes Ritual für mich, auf längeren Strecken einen Burgerbater anzufahren und dort einen eimergroßen Schrottochino und ein Rudel Chili-Cheese rauszutragen. Und glaub es oder nicht, es ist mir wurscht was drin ist, und ich stecke auch nicht mein Ohr in die Tüte um zu prüfen ob da irgendwas leise wiehert.
Aber da beginnt Dein Problem. Früher habt Ihr mal „Schnellrestaurant“ geheissen und Eure Produkte „fast food“. Aber irgendwie habt Ihr das über die Jahre versaut.
Erstens mal ist nie was fertig – sondern egal was Du bestellst, zwei Mützenträger jonglieren hinten um den clamshell herum fieberhaft mit rolls, patties, und was halt sonst noch alles so drauf kommt. Frisch ist immer gut, das sehe ich ja auch so. Aber sind wir doch mal ehrlich: So ein Türstopper schmeckt auch nicht anders, wenn er fünf Minuten unter der Wärmelampe gelegen hat.
Wenn ich zwei Türstopper will und einen Kaffee, dann bestelle ich die en bloc. Ich bestelle die zwei Türstopper aber nicht bei Helga, bezahle sie bei ihr, um dann zum McCafe-Tresen fünf Meter weiter rüberzulatschen, zu warten bis die gleiche Helga mich da stehen sieht (festes Personal dort habe ich noch nie gesehen), um dann bei ihr einen Schrottochino zu bestellen und den nochmal getrennt zu bezahlen. Ronald, sei mir nicht böse, aber das ist einfach völlig bescheuert – da habe ich nach einer einwöchigen Tour durch die Republik ein Kilo Kleingeld in den Taschen.
Auch vom Restaurantleiter zugeteilte Zuckerpäckchen in denen von Jahr zu Jahr weniger drin ist kann ich einfach nicht leiden. In einen halben Liter Schrottochino zwei Tütchen reinzukippen in denen jeweils nix drin ist – da könnt ich ihn gleich weglassen. Vier Tütchen aufzureissen und Euch den Tresen vollzukrümeln ist zwar eine Alternative, aber keine der besseren – ich will ja nicht mit meinem Essen spielen, umd ich mag Kaffee ganz gerne warm.
Was mich auch stört ist, dass Deine Räume zu fast jedem Zeitpunkt eine Mischung aus Krabbelgruppe und Vorschulkindergarten sind – Du aber am Eingang keinen Gehörschutz für normale Menschen verteilst, sondern Kunden wie mir ob des infernalischen Gschreis die Nervenenden ausfransen läßt. Die fünf Minuten bis ich da wieder raus kann fühlen sich da an wie drei Stunden, glaub mir das bitte ! Und wäre die katholische Kirche nur ein bisschen schlauer, sie hätte längst Eure Restaurants als kanonische Formen der Empfängnisverhütung und Abstinenz in den Katechismus aufgenommen – jeder halbwegs ernste Kinderwunsch … ach was, jeder Wunsch nach Sex generell wenn man die möglichen Folgen grade erlebt hat – danach ist er für vier Wochen ad acta gelegt.
Dein größtes Problem ist aber dass Du gar keine Chili-Cheese-Türstopper hast, oder nicht überall, oder nur wenn chön-charf-Wochen sind, ich weiß es nicht. Ich richte meine Touren durch die Republik aber nicht nur an Deinen Aktionswochen aus, das musst Du einfach mal verstehen.
Und deshalb gehe ich zur Konkurrenz. Bei deren Helga kann ich alles auf einen Schlag bestellen und bezahlen. Sie hat die Chili-Cheese immer, die Türstopper sind recht oft schon fertig und wenn nicht, dann schraubt sie parallel zum Gezaubere den Schrottochino zusammen. Das geht einfach fixer – und ich bin schneller aus dem Plastikgedudel raus, das aus den TFTs brüllt.